Notruf Obdachloser im Stich gelassen

Studenten finden nachts einen verletzten Wohnungslosen. Obwohl der Mann in einer Notsituation ist, bekommen sie kaum Unterstützung.

Krefeld. Als Studenten in der vergangenen Woche gegen 23 Uhr einen durchgefrorenen Mann im Eingang ihres Wohnhauses an der Vennfelderstraße finden, reagieren sie sofort. Da der Mann am Arm verletzt ist, wählen sie die 112. „Da sagte man uns aber, dass der Mann in die Notaufnahme gehen soll, da er nicht schwer verletzt sei und diese nicht weit entfernt wäre“, erklärt einer der Helfer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Zudem sollen die Studenten noch den Tipp erhalten haben, beim Kältebus anzurufen.

Einen Rat, den Horst Renner, der zusammen mit seinem Team am Kältebus ehrenamtlich Essen für Wohnungslose in der kalten Jahreszeit ausgibt, so gar nicht gutheißen kann. „Wir sind kein Obdachlosentaxi“, schimpft er.

Notdürftig wird dem Anrufer trotzdem geholfen. Nicht aber ohne Komplikationen. Denn fälschlicherweise wird die Info verbreitet, die Notschlafestelle der Diakonie an der Lutherstraße würde bereits um 17 Uhr schließen und keine Obdachlosen mehr aufnehmen.

Eine Fehlinformation, die Ludger Firneburg, stellvertretender Geschäftsführer der Diakonie Krefeld-Viersen, klarstellen möchte: „Ich weiß nicht, wer solche Informationen verbreitet, aber das stimmt schlichtweg nicht. Bei uns wird alles dafür getan, dass bei diesen Minustemperaturen keiner auf der Straße schlafen muss“, betont Ludger Firneburg.

Sollte die Notschlafstelle wegen Überfüllung geschlossen sein, würde man Obdachsuchende an die Notschlafstelle der Stadt zur Philadelphiastraße weiterleiten. „In besonderen Ausnahmesituationen schläft auch einmal einer auf einer Matratze bei uns im Flur“, sagt der Diakonie-Geschäftsführer.

Die Studenten wenden sich schlussendlich an die Polizei. Wo der Mann die Nacht verbracht hat, wissen aber selbst die Helfer am Ende nicht. Die Geschichte zeigt, wie schwierig die Situation rund um die Hilfe für Obdachlose in Krefeld ist.

Stadt, Ehrenamtler und karitative Einrichtungen arbeiten in vielen Fällen eher nebeneinander her als miteinander. Während die Stationen der Diakonie (Lutherstraße), des Caritas-Verbandes (Melanchthonstraße) und der Stadt (Philadelphiastraße) als offizielle Notschlafstellen geführt werden, beruht die Essensausgabe am Kältebus allein auf dem Engagement der Ehrenamtler. „Finanziell unterstützt werden wir von der Stadt für unsere Arbeit nicht mehr“, sagt Horst Renner. Dabei wären Zuschüsse wichtig. „Was wir allein an Sprit auf unseren Touren verfahren, ist enorm. Ganz zu schweigen von den Kosten für das Essen, das wir austeilen.“

Zwischen 80 und 100 Menschen versorge das Team vom Kältebus täglich. „Wenn man dann auch noch als offizieller Ansprechpartner bei der Hilfe für Obdachlose angegeben wird, obwohl man für die eigene ehrenamtliche Arbeit kaum Unterstützung erfährt, ist das mehr als frustrierend“, findet Renner.