WZ-Medienprojekt „Texthelden“ machen Zeitung zum Unterrichtsthema

Noch bis zum 29. Januar sind Anmeldungen für den nächsten Durchgang des WZ-Medienprojekts möglich.

Foto: Anne Stasch-Lippitz

Krefeld/Wuppertal/Düsseldorf. Helden treten in zahlreichen Erscheinungsformen auf: Superhelden, tragische Helden, Pantoffelhelden . . . Aber Texthelden? Die gibt es auch! Seit 2014 brechen sie viermal pro Jahr unerschrocken zu einer Bildungs-Abenteuerreise auf, um zu neuen Sprach- und Wissenshorizonten vorzustoßen. Sie sind Wortschatz-Sucher. Bedeutungs-Tieftaucher. Welten-Entdecker. „Texthelden“, so heißt das Medienprojekt der Westdeutschen Zeitung für Schülerinnen und Schüler der dritten bis zehnten Klassen.

Die 8c des Wuppertaler Gymnasiums Bayreuther Straße sicherte sich Platz zwei.

„Lesen ist out“, sagt Anne Stasch-Lippitz ganz pragmatisch. „Man muss sich darüber hinwegsetzen.“ Das tat die Krefelder Lehrerin und meldete ihre Klasse, die 8a der Josef-Hafels-Schule, gleich zu Schuljahresbeginn 2016/17 beim Texthelden-Projekt an. 27 Teenager, die Informationen sonst fast ausschließlich online konsumieren, bekamen daraufhin sechs Wochen lang jeden Morgen eine gedruckte Ausgabe der WZ auf den Tisch.

Unter dem Motto „Mehr Lesen. Mehr Wissen.“ können die Jahrgangsstufen 3 bis 10 an dem medienpädagogischen Projekt teilnehmen. Neben der Tageszeitung gibt es praxisnahe Lehrmaterialen für jede Altersgruppe, Newsletter zu aktuellen Themen und interessante Recherchetermine für die Klassen. Je nach Zeitbudget und Leistungsniveau können die Lehrkräfte die Projektarbeit flexibel in den Unterricht einbauen. Die Schüler haben sogar die Möglichkeit, eigene Berichte in der Zeitung zu veröffentlichen: Einmal im Monat erscheint in der WZ die Textheldenseite mit den Themen, die die Jugendlichen und Kinder beschäftigen — von Zahnspangenproblemen bis zum Gehalt von Profifußballern ist alles dabei.

Für Anne Stasch-Lippitz’ Klasse war allerdings schon das Lesen eine große Aktion: „Nach drei Minuten hieß es immer: ‚Wir sind fertig!’“ Ausdauer ist für die Generation der schnellen Klicks grundsätzlich eine Herausforderung. Bei der Josef-Hafels-Schule handelt es sich um eine der letzten verbleibenden Hauptschulen in NRW. Die 8a ist eine inklusive Klasse, in der Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam lernen — viele davon mit Migrationshintergrund, für die Deutsch oft Zweitsprache ist. Wie viele Familien haben zu Hause eine Tageszeitung? „Drei oder vier“, schätzt Anne Stasch-Lippitz.

Der Lehrerin war klar, dass lange Texte schwierig werden würden. Also ließ sie die Jugendlichen kleinere Artikel aus der Zeitung auswählen und Referate darüber halten. Als Klassenarbeit wurden Leserbriefe geschrieben. Nebenbei lernten die Schülerinnen und Schüler, was ein Kommentar ist, oder was auf der Welt außerhalb von Krefeld passiert. „Es ist schon viel hängengeblieben“, resümiert die Lehrerin.

Kreative Abwechslung bot der Texthelden-Fotowettbewerb, an dem ihre Klasse ebenfalls teilnahm. Das Thema lautete: „Was kann man noch alles mit einer Zeitung machen, außer sie zu lesen?“ Mit großem Enthusiasmus und viel Liebe zum Detail packten die Achtklässler einen Tag lang alles ein, was Schule für sie ausmacht: Pult, Stuhl, Schränke, Bücher, Stifte — und sich selbst. Eine Stunde mussten die beiden Freiwilligen Isabella und Yusein stillhalten, bis ihre Mitschüler sie komplett verhüllt hatten. Der Fleiß wurde belohnt: Die 8a der Josef-Hafels-Schule holte mit ihrem Foto den ersten Platz und erhielt 150 Euro für die Klassenkasse.

Den zweiten Platz belegte die Klasse 8c des Gymnasiums Bayreuther Straße in Wuppertal, die Vorhänge und eine Topfpflanze aus Zeitungspapier bastelten. „Was wir mit dem Preisgeld machen, wissen wir noch nicht genau“, sagt Gudrun Wüster, Lehrerin der 8c. „Wir freuen uns aber sehr über den 2. Platz und die 100 Euro.“ Der Gewinn der Erstplatzierten kommt zunächst auf die hohe Kante. Für nächstes Jahr ist eine Klassenfahrt nach Berlin geplant. „Da gehen wir dann alle zusammen ins Kino“, verrät Anne Stasch-Lippitz. Bestimmt läuft auch irgendetwas mit Helden.