ÖPNV-Gutachten stellt Straßenbahn nach Tackheide in Frage
Mit einem Gutachten zum Nahverkehr in Krefeld befasst sich in Kürze der Bauauschuss. Das Papier ist allerdings recht betagt.
Krefeld. Ein Jahr lang hat ein Gutachten zur Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Krefeld in einer Schublade des Planungsamtes geschlummert — kurz vor Jahresfrist ist das mehrere hundert Seiten umfassende Werk des Verkehrsplanungsbüros PTV (Karlsruhe) den Ratsfraktionen zugeleitet worden. In der nächsten Sitzung des Planungsausschusses am 25. Januar soll das Gutachten, für das die Stadt immerhin 70.000 Euro berappen musste, diskutiert worden.
SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie von der WZ an das aufgetauchte Werk erinnert wurde: „Da muss vieles neu gemacht werden. Die vielen Gespräche sind auf dem Stand von 2010 geführt worden“. So sind die Verkehrsplaner von der Realisierung der Kleinen Ringlösung für Hüls ausgegangen. Die aber ist noch genauso weit entfernt wie vor acht Jahren, als sie erstmals diskutiert wurde.
Einige Punkte im Gutachten sind allerdings noch aktuell. So ist auch nach SWK-Feststellungen die Fortführung der Straßenbahn-Linie 043 nach Tackheide nicht mehr nötig. Da das Krematorium geschlossen worden ist, macht auch die dortige Haltestelle keinen Sinn mehr. Endpunkt für die Linie 043 könnte künftig am Hauptbahnhof sein. Die Edelstahlkampfbahn und die angrenzende Siedlung könnten durch Busse bedient werden.
Vermutlich reine Zukunftsmusik ist die im ÖPNV-Plan erwähnte Fortführung der Straßenbahntrasse bis Fichtenhain. „Das ist ausschließlich Sache der Stadt“, so die SWK-Sprecherin. Eine Verlängerung der Straßenbahngleise bis Willich ist allerdings schon vor längerer Zeit als wenig rentabel angesehen worden.
Defizite haben die Karlsruher Verkehrsplaner aber nicht nur in der Anbindung des Europark Fichtenhain entdeckt: Nach ihren Feststellungen sind auch die Wohngebiete an der Friedrich-Ebert-Straße unterversorgt: So verkehrt der einzige Bus auf dieser Straße (927) nur einmal in der Stunde zwischen Hauptbahnhof und Rheinhausen und umgekehrt.
Zur Diskussion gestellt wird in dem Papier eine Direktverbindung vom Bockumer Platz über Rheinstraße, Bahnhof, Oberschlesienstraße (mit Randbedienung des Europarks), Messe Düsseldorf und Flughafen. Als Fahrgäste wurden Übernachtungsgäste in Krefeld, Messebesucher und Mitarbeiter der „Airport-City“ (bis zu 15 000 Beschäftigte) ausgemacht. Ein Stundentakt, so die Verkehrsplaner, wäre allerdings für Berufspendler und Geschäftsreisende unattraktiv: Dann könnten sie auch die Eisenbahn benutzen, mit der der Flughafen ab Krefeld Hauptbahnhof alle zwei Stunden in 35 Minuten erreichbar ist.
Ein endgültiger Nahverkehrsplan mit Korrekturen und geänderten Konzeptionen (vor allem für Hüls) könnte laut Planungsamt noch im ersten Halbjahr 2012 beschlossen werden.