Erzählen Sie mal, Herr Klostermann: Welches Amt hatten Sie in Duisburg inne bevor Sie nach Krefeld gekommen sind?
Vorstellung Der Mann, der Lösungen will
Krefeld · Interview Grotenburg, Badezentrum, Eishallen: Der Einstieg für Oliver Klostermann, den neuen Leiter des Fachbereichs Sport und Sportförderung, könnte einfacher sein. Im Gespräch mit der WZ erzählt er, wo er Handlungsbedarf sieht.
Oliver Klostermann ist neuer Leiter des Fachbereichs Sport und Sportförderung. Der Job scheint ihm auf den Leib geschneidert zu sein. Denn der Verwaltungsfachmann aus Duisburg liebt selbst körperliche Betätigung jeglicher Art. Der 47-Jährige ist erst seit rund zehn Tagen im Amt, hat aber seit Oktober, seitdem er die Zusage aus Krefeld in der Tasche hat, einen Blick auf das Sportgeschehen am Niederrhein. Klostermann zeigt sich nahezu begeistert von der Sport- und Eishockeystadt Krefeld. Und den KFC Uerdingen mag er bereits seit den 1980er Jahren.
Oliver Klostermann: Ich war Leiter der Stabsstelle Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz. Nach dem Unglück bei der Love Parade im Jahr 2010 sollten der Bereich auf professionelle Beine gestellt und die inneren Strukturen verbessert werden.
Wieso haben Sie sich in Krefeld beworben?
Klostermann: Ich habe mich von der Ausschreibung angesprochen gefühlt. Ich bin sehr sportaffin. Es hat geradezu gekribbelt, mich auf die Stelle zu bewerben.
Welche Sportarten betreiben Sie?
Klostermann: Ich laufe Halbmarathon, boxe, bin ab und zu auf dem Tennisplatz zu finden, habe in der Jugend Fußball gespielt und bin jetzt noch als Schiedsrichter-Assistent bis in die dritte Klasse tätig. Ich habe mir den KFC Uerdingen bei uns in Duisburg schon mehrmals angesehen, beispielsweise auch das erste Spiel gegen Unterhaching, denn ich mag den KFC sehr gerne.
Wie kommt das?
Klostermann: Das liegt noch an der tollen Bundesliga-Mannschaft der 80er Jahre mit den Funkel-Brüdern und Matthias Herget. In das Team war ich geradezu verknallt und damals so oft in der Grotenburg, dass mein Vater spaßeshalber drohte, mich zu enterben. Denn bei uns waren alle MSV-Fans, und auch ich bin glühender MSV-Fan. Übrigens habe ich auch den KFC schon gepfiffen: Einen Tag vor meiner Hochzeit, am 12. September 2016, beim Spiel gegen Ratingen.
Da liegt die Frage an den Leiter des Fachbereichs Sport nach der maroden Grotenburg geradezu nahe.
Klostermann: Da habe ich nicht den Hut auf, sondern der Baudezernent mit dem Zentralen Gebäudemanagement. Es ist jedermann klar, dass der Profiverein für Krefeld eine Supersache ist, zumal er weiter in die Zweite Bundesliga aufsteigen kann. Das ist fantastisch. Diese rasante Entwicklung in den letzten Jahren konnte aber keiner absehen. Die Infrastruktur ist daher nicht mitgewachsen, für den Profi- und Spitzenfußball reicht sie aktuell nicht. Die Beschlusslage, das Stadion in einem ersten Schritt für 10,5 Millionen Euro Drittliga-tauglich zu machen, ist der richtige Weg. In einem zweiten Schritt kann es fit für die Zweite Bundesliga gemacht werden, wobei es hier mehrere Möglichkeiten mit unterschiedlich großen finanziellen Auswirkungen gibt. Die Stadt ist mit allen Beteiligten im Gespräch, um eine möglichst zeitnahe Sanierung unter den vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umzusetzen.
Womit wir zum Badezentrum Bockum übergehen, das wegen Legionellen-Keime geschlossen ist.
Klostermann: Es ist ein tolles Bad, was die Größe und Architektur betrifft. Krefeld kann stolz darauf sein. Bevor wir das Bad wieder öffnen, müssen Sicherheit und Gesundheit der Besucher zu 100 Prozent gesichert sein. Wir müssen nicht nur die Situation verbessern, sondern die Ursache klären. Dass das Bad geschlossen ist, ist schlecht für Privatleute und Vereine. Jedes Krefelder Kind muss schwimmen können, jetzt fallen Stunden aus. Wir arbeiten an einem Plan für die Übergangszeit in Uerdingen, Linn und Fischeln.
Und was ist mit der Bausubstanz?
Klostermann: Sie entspricht nicht dem neuesten Stand, auch nicht die Technik. Wir brauchen eine Lösung für die nächsten Jahre. Ein Gutachten wird die Grundlage sein für die politische und fachliche Diskussion über das weitere Vorgehen.
Ihr Büro im Stadthaus liegt in Sichtweise der drei Eishallen. Bei den beiden älteren gibt es dringend Handlungsbedarf. Wie ist Ihre Sichtweise?
Klostermann: Mir ist das Herz aufgegangen, als ich die „Eislaufstadt Krefeld“ und ihre Hallen besucht habe, wobei die Yayla-Arena bei der Seidenweberhaus GmbH angesiedelt ist. In der Rittberger Halle waren kleine Mädchen mit Begeisterung beim Eiskunstlauf-Training, in der Rheinlandhalle Jungs aktiv beim Eishockey. Hier stehen schon Schul- und Kita-Kinder auf dem Eis. Es sind tolle Sportarten, die den gesamten Bewegungsapparat beanspruchen.
Und zu den Hallen selbst?
Klostermann: Es sind alte Hallen, die so nicht mehr lange betrieben werden können. Es muss eine Lösung her. Die mobile Eislauffläche hat uns Spielraum gegeben. Wir müssen die Entscheidung treffen, ob Neubau oder Grundsanierung in Frage kommt. Krefeld hat auf jeden Fall den richtigen Schritt gemacht und eine Sportstättenentwicklungs-Planung und eine Sportstätten-Kommission eingerichtet. Bei Letzterer war ich im Dezember schon zu Gast. Es sind in Krefeld rund 70 000 Leute in Sportvereinen aktiv, das ist ein Drittel der Stadtgesellschaft. Dazu kommen noch die Menschen, die einfach nur joggen oder sich anderweitig sportlich betätigen. Für dieses unheimliche Potenzial bin ich Feuer und Flamme. Das hat nicht jede Stadt.
Die anderen Sportanlagen müssen auch betrachtet werden.
Klostermann: Das ist eine große Herausforderung und wie bei allem, mit Geld verbunden. Ich kenne die Fußballplätze gut, habe fast überall schon gepfiffen. In Krefeld gibt es auch neue und moderne Anlagen, wie zum Beispiel die Bezirkssportanlage Sportpark Oppum und die Bezirkssportanlage am Prozessionsweg in Bockum. Aber in der Tat sind viele Anlagen veraltet. Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen unter der Überschrift „Nachhaltig – Zukunftsfähig“.
An welchen Zeitrahmen denken Sie?
Klostermann: Es sollte nicht so viel Zeit vergehen. In etwa einem Jahr sollten wir die notwendigen Infos für Vorschläge und Entscheidungen vorliegen haben.