Stadtteil-Check Inrath Pferdehotel statt Rinderzucht
Die Honschaft Inrath hatte fast 80 Bauernhöfe und Anwesen. Einer davon wird heute von Familie Wetzels als Reiterhof betrieben.
Krefeld. Bei einem Besuch des Reiterhofs Wetzels an der Inrather Straße kurz vor Hüls bekommt man einen guten Eindruck von einem der vielen ehemaligen Bauernhöfe des Inraths. Wer weiß schon, dass die Inrather Straße ein uralter Uferweg am Rande der Mittelterrasse ist? Hier lagen zahlreiche Bauernhöfe mit ihren fruchtbaren Feldern, während der Weg nach hinten hinaus unmittelbar in das wasserreiche Bruch der Niederterrasse führte.
Noch heute ist der Höhenunterschied von bis zu drei bis fünf Metern zu erkennen. Auf der Engelbronner Karte von 1723 erblickt man nördlich der kleinen Krefelder Altstadt die Honschaft Inrath mit fast 80 Bauernhöfen und Anwesen.
Der Landwirt Thomas Wetzels, Jahrgang 1980 und in der vierten Generation auf dem Hof tätig, hat um die Jahrtausendwende die Zeichen der Zeit erkannt und umgestellt. Er gab die Rinderzucht auf und gründete den Reiterhof. 60 Pferde bekommen hier ihre Vollpension, nämlich zweimal täglich Kraftfutter und Heu. Das „Pferdehotel“ ist beliebt bei den Pferdefreunden, die hier gerne ihre sportlichen Lieblinge unterstellen.
In den Gebäuden des ehemaligen Bauernhofs wurden 60 Pferdeboxen eingerichtet, neu baute Wetzels eine Reit- sowie eine Longierhalle. Selbstverständlich gibt es einen Waschplatz und auch ein Reiterstübchen, in dem sich gut feiern lässt.
365 Tage im Jahr kümmern sich Thomas Wetzels und seine Frau Nadine um die tierischen Gäste, beraten die Eigentümer oder leisten auch mal Erste Hilfe. Selbst reitet Nadine den siebenjährigen Fjäll. Inzwischen jedoch will ihr fast ein Jahr altes Söhnchen Finn, Bewohner des Familienanwesens in der fünften Generation, den Großteil ihrer Aufmerksamkeit. Zum Betrieb gehören hundert Hektar Land. Wetzels pflanzt, unterstützt durch einen festen Mitarbeiter und seinen Vater, noch Kartoffeln. Vor allem wird Grünfutter angebaut und Weizen, damit Stroh anfällt. Auch das erforderliche Heu erntet man selbst.
Der große Vorteil ist das riesige Freigelände hinter den Gebäuden. Dort stehen auch die beiden städtischen Rückepferde Norbert und Indigo.
Drumherum bewegen sich Pferdebesitzer aller Altersklassen. Die Kinder freunden sich mit den Ponys an, die anderen üben das Auf- und Absteigen und übergangslos kann man den Hof verlassen und ins Bruch reiten. Thomas Wetzels ist „guter Dinge“, wie er sagt. Obwohl er nur mit Unterstützung von Freunden ab und zu einmal ein Wochenende mit seiner Nadine weg kann. „Ich bin Bauer“, sagt er, „und kenne es nicht anders. Als ich mit zwölf Jahren meinen Kutschenführerschein gemacht habe wusste ich, das ist mein Leben.“