Polizei kontrolliert Lkw am Preußenring: „Haben Sie mal 20 Euro?“
Acht von 14 Lkw fuhren innerhalb von 90 Minuten illegal auf dem Preußenring.
Krefeld. Der Pole am Steuer des ziemlich neuen und sehr gepflegten Sattelzuges ist beinahe schon amüsiert. „Mein Navi hat mich auf diese Strecke geführt.“ Hauptkommissar Uwe Hamann von der Verkehrsinspektion I hat ihn auf dem Preußenring gestoppt — 100 Meter vom Nordbahnhof und 300 Meter von der -Messstation entfernt, die diesem Straßenabschnitt seit Jahren viel zu hohe Stickstoffdioxid-Werte bescheinigt. Deshalb ist genau dieser Abschnitt zwischen Blumental- und Westparkstraße nur noch für Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen freigegeben.
Schwere Laster sind dort nur erlaubt, wenn sie Ware liefern oder abholen. Der Fahrer kommt mit seinem 40-Tonner von der A 57 und will zum Krützpoort, zu Knuffmann. „Haben Sie mal 20 Euro?“, fragt Hamann den irritierten Trucker. Es ist das einzige Bargeld, das die drei Beamten bei der Kontrolle gestern Nachmittag einnehmen. Die anderen zahlen bargeldlos.
Geld Aber eines haben sie gemeinsam: die Überraschung. Ein weiterer 40-Tonner will Pflaster vom Steinewerk Ehl am Talring zur Alten Gladbacher Straße bringen. Der Fahrer kennt sich aus in Krefeld und Schilder kann er auch lesen: „Da steht doch: Lieferverkehr frei“, moniert er gegenüber den Beamten. Gemeint ist damit die Belieferung von Betrieben, die innerhalb der Verbotszone am Ring liegen.
Von Hüls hätte der Fahrer die Route über Birkschenweg und Westparkstraße zum Preußenring wählen müssen. Zudem sind die Steine-Paletten nach Ansicht der Kontrolleure nicht stramm genug gesichert. Das kostet extra. Der Fahrer zahlt mit EC-Karte. Mit afrikanischem Humor nimmt der Fahrer eines Kippers (16 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) die Kontrolle. Er bringt Sand von einer Grube in Neukirchen-Vluyn zur Volksbank-Baustelle an der St.-Anton-Straße. Er wäre besser über die Moerser Straße und Leyentalstraße gefahren.
Der Fahrer zahlt die üblichen 20 Euro. Abschreckend ist der Betrag sicher nicht, aber den Sandkutscher trifft der Betrag vermutlich mehr als andere. Hauptkommissar Christoph Ploß schaut sich natürlich nicht nur die Papiere und die Sicherung der Ladung an. Er kontrolliert auch Reifen und Bremsscheiben. Bei einem deutschen 40-Tonner sieht er Haarrisse in der Scheibe. „Irgendwann platzt die dann weg, wenn der Bremsklotz mit Macht draufdrückt.“
Bei größeren Beanstandungen gibt es für Fahrer und Halter den Kontrollbericht, früher Mängelkarte. Bei gravierenden Mängeln wird der Lkw stillgelegt. Ausländische Fahrer können — auch über Nacht — festgehalten werden. In der Regel reicht das Zahlen einer Kaution in Höhe des Bußgeldes. Nach anderthalb Stunden sind 14 Lastwagen auf dem Preußenring kontrolliert. Acht hätten den Abschnitt nicht befahren dürfen, drei hatten die Ladung unzureichend gesichert.