Polizei leitet Ermittlung nach Pilz-Vergiftung ein
Eine fünfköpfige Familie wird nach möglichem Verzehr von Knollenblätterpilzen im Krankenhaus behandelt. Ein Experte spricht von einem rätselhaftem Fall.
Krefeld. Große Sorge und Verwirrung in Krefeld: Am späten Dienstagabend warnte die Stadt auf allen ihr möglichen Kanälen vor dem Verzehr von Pilzen, die auf einem Flohmarkt am Sonntag an der Mevissenstraße gekauft wurden. Es bestehe der dringende Verdacht, dass Knollblätterpilze unter den verkauften Pilzen waren. Diese sind hochgiftig und können infolge von Leberversagen zum Tode führen. Eine fünfköpfige Familie aus Meerbusch hatte sich mit Vergiftungserscheinungen am Dienstag in das Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth begeben.
Sonntagabend hatte die Familie laut eigener Aussage Pilze verzehrt, die sie zuvor an einem Obst- und Gemüsestand auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Die Stadt gab am Dienstagabend ebenfalls den Hinweis, dass Personen, die etwa zehn Stunden nach dem Verzehr von Pilzen unter Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall leiden, sich unverzüglich in eine Notaufnahme begeben sollen. Gestern relativierte die Stadt ihre Warnung insoweit, dass noch nicht abschließend geklärt sei, ob die Familie aus Meerbusch wirklich an einer Vergiftung durch Knollenblätterpilze leide. „Die Symptomatik (Durchfall, Anm. d. Red.) in Verbindung mit den im Krankenhaus erhobenen Laborwerten und dem bekannten Verzehr von Pilzen spricht für eine Pilzvergiftung, ist aber nicht beweisend. Die Bestimmung des Pilztoxins aus dem Urin wurde von dem Krankenhaus zur Sicherung der Diagnose oder auch zum Beweis des Gegenteils in einem auswärtigen Labor veranlasst. Das Ergebnis liegt noch nicht vor“, sagt eine Sprecherin.
In einer Stellungnahme des Krankenhauses heißt es: „Seit Dienstagnachmittag behandeln wir drei Patienten mit Verdacht auf eine Vergiftung mit Knollenblätterpilzen. Zudem überwachen wir zwei Kinder der Familie, bei denen nicht klar ist, ob sie von den Pilzen gegessen haben“, sagt Holger Stiller, Direktor des Florence-Nightingale-Krankenhauses. Drei Familienmitglieder hätten unter starkem Brechdurchfall gelitten.
In Abstimmung mit der Giftzentrale in Bonn würden die Personen medikamentös behandelt. „Wir überwachen die drei Patienten sehr eng. Gleichzeitig haben wir bereits bei Aufnahme Rücksprache mit dem Leberzentrum der Uniklinik Essen aufgenommen. Aktuell ist der Zustand der Patienten stabil. Sollte sich dieser verschlechtern, werden die Patienten sofort in ein Zentrum verlegt“, berichtet Stiller.
In der Zwischenzeit hat die Polizei laut Aussage eines Sprechers die Ermittlungen aufgenommen und prüft, ob eine Straftat vorliege. Pilz-Experte Peter Karasch von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann sich nicht erklären, wie giftige Pilze in die Verkaufsware gelangt sein könnten. „Solch einen Fall habe ich in über 20 Jahren als Pilzsachverständiger noch nicht gehört. Teilweise werden gesammelte Pilze von Privatpersonen an Händler zum Verkauf angeboten. Ob es in diesem Fall auch so war, kann ich aber natürlich nicht sagen“, so Karasch.
Der Stadt ist der mutmaßliche Verkäufer der Pilze, ein reisender Obst- und Gemüsehändler, bekannt. Da er seinen Betriebssitz aber nicht in Krefeld habe, könnten von Seiten des Gesundheitsamtes keine weiteren Ermittlungen durchgeführt werden.
Dafür würde das zuständige Amt für Verbraucherschutz in der Stadt informiert, in der der Händler niedergelassen ist. Eine Überprüfung des Betriebs soll bereits eingeleitet worden sein.