Pony geköpft: Anwohner leben in Angst

Am Luiter Weg in Traar wurde ein Pony enthauptet. Erst vor zwei Wochen war an der Ottostraße einem Schaf der Kopf abgetrennt worden.

Krefeld. Wiehernd wirft sich ein Pony auf den Rücken, reibt sich am Boden, strampelt mit den Läufen und lässt sich dann träge die Sonne auf den Bauch scheinen. Zwei Pferde haben sich ein schattiges Plätzchen gesucht und reiben ihre Mäuler aneinander. Die Szenerie am Luiter Weg in Traar ist geradezu idyllisch. Doch wenige Stunden zuvor hat sich hier ein blutiges Drama abgespielt: Ein Unbekannter hat ein Pony getötet, es enthauptet und ausbluten lassen. Den Kopf hat er mitgenommen. So wie vor zwei Wochen, als einem Schaf auf dem Mitmach-Bauernhof Mallewupp an der Ottostraße der Kopf abgeschlagen worden war.

Fassungslos schaut Peter Nieskens auf die Blutspur, die sich quer über den Luiter Weg zieht. „Ich lebe hier seit 75 Jahren — das hat es noch nie gegeben“, sagt der Traarer. Sein Hof ist nur wenige Meter entfernt. Am Donnerstagmorgen um 5.20 Uhr hatte ein Radfahrer den Kadaver mitten auf der Fahrbahn entdeckt und die Polizei gerufen.

„Gegen Viertel vor sechs hat mich jemand aus dem Bett geklingelt und mir gesagt, dass eines unserer Ponys tot auf der Straße liegt“, schildert Brigitte Korfmacher. Auf ihrer Koppel hatte das Zwergpony eines Bekannten gegrast. Es befand sich an einer Leine, weil es gerne mal ausriss — das Tier war so klein, dass es unter dem Zaun hindurchschlüpfen konnte.

Daher hatte es der Eigentümer an einem langen Seil festgemacht, das dem Tier ausreichend Bewegungsmöglichkeit auf der Wiese bot. Dieses Seil nutzte der Täter wohl auch, um den 80 bis 100 Kilo schweren Körper quer über die Fahrbahn zu ziehen. Zuvor hat er das Pony laut Polizei mit einem spitzen Gegenstand mehrfach in den Hals gestochen. Dazu muss er das Tier kurzzeitig fixiert haben. Dem Pony gelang es wohl, sich noch einmal aufzubäumen und einige Meter weiterzulaufen. Dort jedoch brach es zusammen. Dann wurde dem Tier nach Darstellung der Polizei der Kopf abgetrennt, der Täter ließ es ausbluten. Wie fachmännisch die Enthauptungen erfolgten, untersucht ein Sachverständiger.

Die Menschen am Luiter Weg sind schockiert. Nachdem es bereits vergangene Woche eine Messerattacke auf zwei Pferde am Kirschkamper Hof gab, hatten sich die Anwohner gegenseitig mit Handzetteln gewarnt. Ein solcher Zettel fiel offenbar auch demjenigen in die Hand, der sich nach der Tat bei Mallewupp an der Ottostraße zwei Bekennerschreiben als „der Tierquäler“ unterzeichnet hatte. Er hat gestern Morgen einen Zettel mit der Nachbarschaftswarnung am Luiter Weg neben das tote Tier gelegt.

In Traar geht bei den Menschen die Angst um. „Auf meinem Grundstück haben junge Leute vier Pferde in Boxen stehen. Sie haben jetzt schon einige Nächte darin geschlafen, aus Angst, ihren Tieren könnte etwas passieren“, sagt Nachbar Peter Nieskens. „Wir haben auch Überwachungskameras und zusätzliche Bewegungsmelder installiert.“ Nach der Messerattacke in der Nacht zum 31. Mai in unmittelbarer Nachbarschaft hatte auch Brigitte Korfmacher reagiert und die Tiere von der unmittelbar an der Straße liegenden Wiese in einen unzugänglichen Bereich hinter dem Haus geführt. Das wird sie jetzt wieder tun. Unweit der Krefelder Stadtgrenze in Neukirchen-Vluyn gebe es Höfe mit 20 bis 30 Pferden, sagt Nieskens. „Dort macht man sich große Sorgen.“

Am Mitmach-Bauernhof Mallewupp an der Ottostraße hält sich Leiterin Silvia Schiratti entsetzt die Hand vor den Mund, als sie erfährt, dass der Tierquäler offensichtlich erneut zugeschlagen hat. Vor rund zwei Wochen hat aller Wahrscheinlichkeit nach derselbe Täter Schafbock Piet enthauptet und ebenfalls den Kopf mitgenommen.

Zwei Bekennerschreiben hat er seitdem auf dem Mallewupp-Gelände hinterlassen — eins in der Woche nach der Tat in einem Schränkchen, in dem Futterspenden gesammelt werden. Das zweite am Sonntag fast an gleicher Stelle: An einer Pinnwand, die oberhalb des Schränkchens angebracht ist. Zum Inhalt möchte sich Schiratti nicht äußern: „Die Polizei hat mich darum gebeten.“ Diese möchte aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben dazu machen, wie sich der Täter äußert, der mit „euer Tierquäler“ unterzeichnet.