Gaststätten Preis-Hammer am Zapfhahn
Die Brauereien drehen in der Gastronomie ab Montag an der Schraube. Ob Pils oder Alt für den Kneipengast teurer wird, ist offen.
Krefeld. Die Krefelder Wirte hatten jüngst äußerst unerfreuliche Post im Briefkasten. Getränkelieferanten und Brauereien kündigten an, dass der Bierpreis in Kürze steigen wird. Ab Montag beginnen die Brauereien in Deutschland mit den Erhöhungen. Diese könnten auch die Biertrinker treffen. Denn wohl oder übel müssen manche Wirte die gestiegenen Bierpreise wohl auch auf ihre Kunden umlegen.
Auch wenn viele versuchen, die Kostenerhöhungen zu Jahresbeginn nicht direkt auf das Glas Pils oder Alt draufzurechnen. Nicht zuletzt, weil dann die eigene Existenz in Gefahr geraten könnte. Claudia Dinc etwa, Wirtin in der Gaststätte zur Feuerwache, will ihre Gäste die gestiegenen Bierpreise erstmal nicht spüren lassen. „Eigentlich müsste ich das Glas Bier teurer machen, aber ich weiß, dass die Gäste dann vermutlich weg bleiben “, berichtet sie.
Zwischen zwölf und 13 Euro pro Hektoliter (100 Liter) beträgt die Preiserhöhung für viele Wirte und Gastronomen. Je nachdem, bei welcher Brauerei und welchem Getränkelieferanten sie unter Vertrag stehen. „Bei mir fällt sie etwas niedriger aus, weil ich mein Bier von der Brauerei Königshof beziehe“, sagt Claudia Dinc. Trotzdem käme die Preiserhöhung vor Karneval zu wahrlich schlechten Zeit.
Wohl dem, der wie Gastronom Volko Herdick nicht unbedingt an Brauereiverträge gebunden ist und sich sein Bier selber aussuchen kann. „Ich mache diese Preisanstiege schon seit Jahren nicht mehr mit“, sagt er.
Gerade bei Großveranstaltungen würden sich die erhöhten Hektoliterpreise deutlich bemerkbar machen. „Da gibt es eine extreme Preisspanne“, erklärt Herdick und ergänzt: „Solche Preisanstiege sorgen natürlich mit dafür, dass es der Gastronomie nicht gerade rosig geht.“
Bei Schlachthof-Betreiber Kolja Amend flattert gestern ebenfalls ein Informationsschreiben der Astra-Brauerei rein. 15 Prozent mehr soll der Betreiber des Schlachthofs zukünftig zahlen. Zudem habe auch der Lieferant den Preis erhöht. „Das ist keine moderate Preiserhöhung mehr, das ist ein ziemlicher Hammer“, zeigt sich Kolja Amend über die neue Preisstruktur verärgert.
Ob er die Bierpreise zur Bewältigung der gestiegenen Kosten anzieht, weiß Amend noch nicht. „Eigentlich will ich es nicht machen, dabei müsste ich es wohl.“ Doch auch ihm sind die Folgen zu ungewiss. „Keiner kann mir garantieren, dass die Gäste die Preise annehmen. Und wenn es ihnen zu teuer ist, gehen sie woanders hin.“ Zwar sei er nicht an Verträge mit Brauereien gebunden, ganz so einfach sei der Wechsel für Amend dann aber doch nicht. „Man hat sich ja auch mal bewusst entschieden, ein Bier einer Marke zu verkaufen, die auch für etwas steht. Das wirft man nicht einfach so über Bord.“
Ermias Tedla (Doctor Flotte) findet die Preiserhöhung von Astra happig. „Ich zahle fürs 50-Liter-Fass Astra zukünftig 16,50 Euro mehr — das ist schon eine Hausnummer“, findet er. „Vor allem da einige Brauereien bereits letztes Jahr ihre Preise zu Jahresbeginn mal mehr, mal weniger angezogen haben.“ Drehen die Bierproduzenten an der Kostenschraube, tun es ihnen die Großhändler gleich. „Die geben die Preisanhebung natürlich auch an uns weiter“, so Ermias Tedla, der bemängelt, dass parallel die Preise für die Kiste Bier beim Getränkehändler nicht angezogen werden. „Für die Gastronomen wird es immer teurer, aber jeder kann seine Kiste Bier im Sonderangebot kaufen“, kritisiert er.
Auf diese Angelegenheit angesprochen halten sich die Konzerne mit Auskünften zurück. „Zu den genauen Details der Preisgestaltung können wir aus wettbewerblichen Gründen leider keine Angaben machen, da es sich um interne strategische Überlegungen handelt“, teilt zum Beispiel die Pressestelle der Bitburger Brauerei mit.
Nach Angaben des Unternehmens ist „die Preisgestaltung für Handel und Gastronomie zeitlich nicht aneinander gekoppelt“. In den letzten Jahren seien die Handelspreise immer wieder angepasst worden, während die Fassbier-Preise seit drei Jahren unverändert geblieben seien.
Auch andere Brauereien ließen sich mit Blick auf die Preisgestaltung nicht in die Karten gucken. Ein Branchenkenner aus dem Bereich der Lieferanten stellte die These auf, dass Krombacher als Marktführer beim Flaschenbier am derzeitigen Preis festhalten wird. „Aus diesem Grund scheuen auch die anderen eine Erhöhung im Bereich des Handels“, so der Informant (Name der Redaktion bekannt).