Streitthema Prostitution: Der Sperrbezirk in Gellep-Stratum kommt nicht
Die Straßenprostitution in Gellep-Stratum bleibt ein Streitthema. Verwaltung wird mit Prüfung einer zeitlichen Sperrfrist beauftragt.
Krefeld. Drei Wochen lang kontrollierte der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) mit mehreren Mitarbeitern den vermeintlichen Standort von mehreren Prostituierten im Bereich Fegeteschstraße/Castellweg in Gellep-Stratum. Das Ergebnis: Bei 22 Kontrollfahrten wurden in neun Fällen keine, in zwölf Fällen eine und in einem Fall zwei Prostituierte angetroffen.
Ordnungsdezernent Georg Lieser kam deshalb im Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit Donnerstag zu einem klaren Urteil: „Die tatsächlichen und auch die örtlichen Verhältnisse sprechen gegen die Annahme einer Gefahr für die Jugend und den öffentlichen Anstand.“ Im Klartext bedeutet dies, es wird keinen Sperrbezirk im genannten Bereich geben.
Dessen Einführung hatte die Anwohnerin H. (Name der Redaktion bekannt) in einem Schreiben an die Bezirksregierung Düsseldorf als Obere Ordnungsbehörde beantragt. Zur Begründung hatte sie ein „Tagebuch“ angehängt, in dem die Zahl der vor Ort gezählten Prostituierten deutlich höher lag, als jetzt von der Verwaltung dargestellt.
In der Ausschusssitzung bestätigte Britta Oellers (CDU), dass auch der Sozialdienst katholischer Frauen die vom KOD gemachten Beobachtungen zur Anzahl der Prostituierten bestätigten würde.
Hans Butzen (SPD) forderte ebenso wie Vertreter von FDP und UWG Donnerstag die Prüfung einer temporären Sperrzeit für den Abschnitt, wie sie auch im Bereich Neue Ritterstraße angeordnet wurde. Lieser merkte an, dass die Situation in Gellep-Stratum nicht mit dem Bereich Neue Ritterstraße zu vergleichen sei.
Oellers kritisierte, dass eine Sperrfrist die Problematik aber nicht lösen, sondern lediglich verlagern würde. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung bei Enthaltung der CDU trotzdem mit der Überprüfung zur Einführung einer solchen Sperrzeit.
In Gellep-Stratum stößt das Ergebnis der KOD-Überprüfung unterdessen auf Unmut. Zuvor hatte sich unter anderem auch Gregor Roosen für die Einführung eines Sperrbezirks in dem Bereich ausgesprochen. Der Vorsitzende des Bürgervereins Gellep-Stratum fordert einen Sperrbezirk, wie es ihn etwa in Duisburg gibt. „Dann gäbe es die rechtliche Möglichkeit, die Frauen des Platzes zu verweisen.“ Jetzt sei man vor allem eines: machtlos.
Der Bürgervereinsvorsitzende glaubt, dass vor allem die Jahreszeit dafür verantwortlich sei, dass so wenig Prostituierte durch den KOD gesichtet wurden. „Im Frühjahr oder Sommer sind es deutlich mehr Frauen, die dort stehen und ihre Dienste anbieten“, sagt Roosen.
Als Grund für die Nichteinführung eines Sperrbezirks im Gebiet um den Castellweg wird unter anderem die industriell geprägte Gegend genannt, in der sich die Straßenprostitution abspielt. „Würden hier Kindergärten, Schulen oder soziale Einrichtungen in der Nähe sein, würde der Sperrbezirk sofort kommen“, ist Roosen sicher. „Trotzdem weiß ich, dass in dem Bereich auch immer wieder Kinder spielen, gerade weil er nur von wenigen Autos befahren wird.“
Anwohner hatten sich zuvor vor allem über liegengelassenen Unrat in der näheren Umgebung des genannten Bereichs beklagt. Dabei seien auch benutzte Kondome in den umliegenden Büschen gesichtet worden. Im Bericht des Kommunalen Ordnungsdienstes war indes „kaum spezifisch weggeschmissener Unrat“ im Bereich Fegeteschstraße/Castellweg festgestellt worden. Bei den Kontrollen überprüfte der KOD routinemäßig die Personalien und das Alter der angetroffenen Frauen.