Prozess gegen Adressenhändler: Zeugen widersprechen sich
Krefelder soll seine Opfer um 760 000 Euro betrogen haben.
Krefeld. Schock am Briefkasten, die Inkassobüros leisteten ganze Arbeit. Tausende von ehemaligen Gewinnspielteilnehmern in Deutschland überschwemmten sie mit Serienbriefen, Mahnungen und Drohungen. Derart eingeschüchtert, gingen dann tatsächlich mehr als 8000 Angeschriebene darauf ein, obwohl sie den Lotteriefirmen nichts schuldig geblieben waren.
Sie zahlten und bescherten so dem vor dem Krefelder Landgericht angeklagten Krefelder William F. Einnahmen von rund 760 000 Euro, so die Anklage. Außerdem sei durch den gewerbsmäßig betriebenen Betrug des 28-Jährigen ein Gesamtschaden in Höhe von etwa 1,35 Millionen Euro entstanden.
Seit Mai 2011 sitzt er in Untersuchungshaft, seit März vergangenen Jahres wird gegen ihn verhandelt. Während der angeklagte Adressenhändler zu den Vorwürfen schweigt, betonen seine Anwälte, ihr Mandant habe nur Kundendaten aufgekauft, um den Menschen neue Produkte anzubieten. Viele Zeugen aus dem Callcenter-Milieu indes behaupten das Gegenteil.
So hatte ein in der Türkei lebender Adressenhändler gegenüber der Polizei erklärt, dass William F. ihn getäuscht habe. Er habe die bei ihm erworbenen Kundendaten nicht etwa für Werbung genutzt, sondern diese wider besseren Wissens als säumige Zahler behandelt und einschüchtern lassen.
Die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen wurde jetzt aber durch einen weiteren Zeugen erschüttert, den die Verteidiger von William F. benannt hatten. Der ehemalige Geschäftsführer eines Inkassobüros in Tönisvorst sagte aus, dass der Mann aus Istanbul selbst unseriös gewesen sei und dass man ihm nicht trauen könne.
Er habe dann auf Anraten seines Anwaltes kein Geschäft mit ihm gemacht. Wie er aber in Kontakt mit dem türkischen Adressenanbieter gekommen war, wollte er nicht preisgeben. „Schließlich wird ja auch gegen mich ermittelt“, sagte der Mann. „Nur so viel: Man kennt sich halt in der Szene.“
Sollte das Gericht zu dem Ergebnis kommen, dass William F. wusste. dass die Menschen ihm nichts schuldig waren, sie aber dennoch bedrohen ließ und sie dann in großem Stil abkassierte, muss er mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Der Prozess wird fortgesetzt.