Vauth Prozess gegen Vauth: „An diesem Abend wusste ich, dass wir ein Problem haben“

Prozess am Landgericht: Ehemaliger Partner berichtet, wie er herausfand, dass Vauth Geld von Mandanten veruntreut habe.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der Prozess um Lothar Vauth geht am Landgericht Krefeld in die nächste Runde: Gestern erzählte im Zeugenstand ein ehemaliger Partner der Kanzlei, dass er während des Rosenmontagszugs 2009 in die Kanzlei ging und aus dem „Vauth’schen Dezernat“ drei bis sechs Akten nahm. Vauth muss sich seit vergangenem März gemeinsam mit seiner Frau wegen Untreue in Millionenhöhe vor dem Landgericht verantworten.

Der Zeuge hatte bereits Monate vorher Gerüchte darüber gehört, dass im Dezernat von Lothar Vauth nicht richtig mit Fremdgeldern, also Geld welches Rechtsanwälte für gewöhnlich für ihre Mandanten erhalten und an diese weiterleiten, umgegangen werden soll. Anfang 2009 hätten sich diese Gerüchte verdichtet. Er habe mit zwei Juristen gesprochen, die Vauth zugearbeitet hatten, und seinen Verdacht danach erhärtet gesehen. Daraufhin habe er sich die Akten an Karneval geholt und sei sie durchgegangen.

„Am Abend dieses Tages wusste ich, dass wir ein großes Problem haben.“ Vor Gericht schätzte er, dass zwischen 300 000 und 400 000 Euro nicht an Mandanten geflossen seien, sondern irgendwohin verschwunden waren. Von da an sei es Schlag auf Schlag gegangen. Die übrigen Gesellschafter der Sozietät hätten beschlossen, Vauth auszuschließen und die Vorgänge der Staatsanwaltschaft zu melden. Anfang April 2009 habe er die von ihm formulierte Strafanzeige dorthin weitergeleitet, sagte der Zeuge. In monatelanger Arbeit hätten die übrigen Mitarbeiter dann ein Geflecht aus Überweisungen irgendwie durchschauen müssen, in welchem nicht nur die Mandantengelder, sondern auch andere Gelder verschwanden.

„Es gab zum Beispiel Leasingverträge über Fahrzeuge für Leute, die gar nichts mit der Kanzlei zu tun hatten.“ Über die Finanzströme hätten hauptsächlich Lothar Vauth und seine Frau gewacht. Daher sei das im Vorfeld nie aufgefallen. Die Mandantengelder hätten in voller Höhe zurückgezahlt werden können. Dafür hatte die Kanzlei mehrere Kredite aufgenommen und auch die Partner hätten noch Geld nachgeschossen.

Die Insolvenz der Sozietät im September 2012 konnte das allerdings nicht verhindern. Zu viele andere Posten waren noch offen. Der Zeuge hat seine Anwaltszulassung inzwischen zurückgegeben und lebt im Ausland. „Ich war da am Ende meiner Kräfte angelangt.“