Konzert Purple-Power in Krefeld
Die englische Hard-Rock-Band bringt ihre Fans im KöPa ganz schön in Wallung. Die WZ präsentiert die agilen „alten Herren“.
Krefeld. Gut gefüllt sind die Ränge, bei den Stehplätzen vor der Bühne gibt es noch etwas Luft. Annähernd ausverkauft ist also der König-Palast bei dieser bemerkenswerten Veranstaltung. 48 Jahre nach ihrer Gründung hat es die englische Band Deep Purple, der man die Erfindung des Hard Rock zuschreibt, nach Krefeld verschlagen. Was das Publikum angeht, ist es deutlich eine Ü-50-Veranstaltung, vom Energiepotenzial her, das die Band mitbringt, ist es ein Jungbrunnen für alle Beteiligten.
Als Vorband tritt das niederländische Trio DeWolff an. Jungspunde stehen da auf der Bühne, die den Rock der 1970er Jahre wieder aufleben lassen. Gemessen an ihrem Lebensalter, der Älteste der Musiker ist 25, bilden die Drei eine Retro-Band, die sich auf Originale bezieht, die schon vor ihrer Geburt aktiv waren. Nun, sie machen ihre Sache ordentlich, und Gitarrist und Sänger Pablo van der Poel bemerkt pflichtschuldig, dass es selbstverständlich eine Ehre sei, vor Deep Purple zu spielen.
Pünktlich um 21 Uhr dann der Auftritt der Musiker, die (teilweise) das Original zum Retro-Stil der Vorband erfunden haben. Drummer Ian Paice (68) ist der einzige Musiker, der schon bei der Urbesetzung dabei war.
Sänger Ian Gillain (70) und Bassist Roger Clover (70) kamen bei der legendären zweiten Besetzung hinzu, die zwischen 1969 und 1973 die kreativste Phase der Bandgeschichte gestaltete.
Die englische Hard-Rock-Band bringt ihre Fans im König-Palast ganz schön auf Trab. Die „Alten Herren“ beginnen ihr 108 Minuten langes Set fulminant, laut und schnell mit „Highway Star“, einem ihrer Klassiker.
Sänger Ian Gillain sieht dabei noch etwas angestrengt aus, aber das täuscht. Der Mann tut seit annähernd 50 Jahren all die Dinge, die man Opernsängern verbietet, damit sie ihre Stimme behalten. Er schreit also auch mal, raut auch seine Kopfstimme an und presst und presst. Aber er kann es ja immer noch - Hut ab.
Die Stücke von Deep Purple waren live immer schon radiountauglich lang, früher waren es Jon Lord und Gitarrist Ritchie Blackmore, die mit langen Soli dafür sorgten.
Der amerikanische E-Gitarren-Virtuose Steve Morse ersetzt den Deep-Purple-Mitbegründer Ritchie Blackmore nicht nur, er hat die Musik auch verändert, trägt in den Hard Rock der Band auch Fusion- und ein wenig Country-Einflüsse hinein - nicht zu ihrem Nachteil.
Keyboarder Don Airey ist wie Jon Lord klassik-affin, das beweist er bei einem langen Solo, in dem er neben der Hammondorgel auch Synthesizer ins Spiel bringt. Er tritt schon eher in die Fußstapfen seines Vorgängers, aber die sind ihm offenbar nicht zu groß.
Drummer Paice und Bassist Glover standen und stehen auch heute noch für solide Rhythmusarbeit, produzieren also auch hier in Krefeld im König-Palast viel Druck für ihre Frontleute.
Neben „Highway Star“ bilden weitere Klassiker wie „Strange Kind Of Woman“, „Lazy“ oder „Black Night“ die Eckpunkte des Programms. „Smoke On The Water“, der Deep-Purple-Song schlechthin, bildete den Abschluss des Sets vor den Zugaben. Hier sang das Publikum zum ersten Mal mit.
Neuere Stücke wie „Hell To Pay“ fielen stilistisch nicht allzu sehr aus dem Rahmen, neue Töne muss man von lang gedienten Helden ja auch nicht erwarten. Das Publikum jubelt dankbar.