Radomski dreht den Norden

Vier Abgeordnete für Krefeld. Aber: Bei CDU und SPD ist die Enttäuschung über das eigene Wahlergebnis groß.

Foto: Jochmann

CDU, Bündnis 90/Die Grüne, FDP, Linke und AfD sind die Sieger des Wahlabends. Ansgar Heveling (CDU) hat wie erwartet das Direktmandat im Wahlkreis 110 (Krefeld I — Neuss II) geholt. Seine Parteikollegin Kerstin Radomski ist erstmals im Wahlkreis 114 (Krefeld II — Wesel II) an der SPD vorbeigezogen. Als Nachfolgerin von Siegmund Ehrmann hat Elke Buttkereit 32,0 Prozent geholt, Kerstin Radomski 36,9.

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Vergrippt, aber glücklich freut sich Radomski kurz vor Mitternacht über ihren Erfolg in dem traditionell tiefroten Wahlkreis: „Dass es am Ende so deutlich werden könnte, daran hatte ich nicht geglaubt.“

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Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws hat schon früh am Abend aufatmen können. Mit ihrem Listenplatz 11 ist ihr beim Ergebnis von 9 Prozent im Bund ihr Mandat sicher. In Krefeld haben die Grünen 7,8 Prozent geholt. Vor vier Jahren waren es noch 8 Prozent.

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Otto Fricke (FDP) hat am meisten Grund zum Jubeln. Vor vier Jahren flog seine Partei mit 4,8 Prozent aus dem Bundestag. Vier Jahre später erzielen die Liberalen in Krefeld 14,6 Prozent; im Bund immerhin noch 10,4 Prozent. Über die Landesliste zieht er in den Bundestag ein. Ebenso wie Schauws und Heveling fährt er morgen schon wieder nach Berlin. Schon vor den ersten Hochrechnungen hatte er gestern ein gutes Gefühl.

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Die Linke in Krefeld hat mit dem Thema soziale Gerechtigkeit die Grünen in Krefeld überholt und 8,1 Prozent eingefahren. Die AfD hat in Krefeld 8,3 Prozent erhalten und damit 4,7 Prozentpunkte weniger als im Bundesvergleich.

Dennoch ist das Entsetzen darüber vor allem bei der SPD und den Grünen groß. Den zahlreichen Gästen im Josef-Hellenbrock-Haus am Südwall ist das schon ins Gesicht geschrieben, als um 18 Uhr die ersten Prognosen des Wahlabends auf dem Bildschirm erscheinen. Und auch die 20,0 Prozent für die SPD im Bund. „Das ist das historisch katastrophalste Ergebnis für die SPD seit 1949“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer.

SPD-Parteichef Ralph-Harry Klaer kündigt Konsequenzen für die Kommunalpolitik an. „Wir als SPD müssen deutlicher machen, was unsere Arbeit und Politik ist“, sagt Klaer. Schon nach der Landtagswahl im Mai hätten er und seine Parteikollegen gewusst, wo die Glocken hängen. „Wir haben eine Satzungsänderung vorbereitet, um künftig die Vollversammlung stärker zu öffnen.“

Auch in der CDU-Parteizentrale an der Carl-Wilhelm-Straße schlagen sie zunächst die Hände vors Gesicht. Die erste Hochrechnung ist für die Christdemokraten ein Schock. Beim Blick aufs eigene Ergebnis, dann beim Blick auf die Zahlen der AfD. „Das ist ein Hammer, das ist Mist“, flucht Philibert Reuters. An der Seite des Fraktionsvorsitzenden steht Parteichef Marc Blondin. Sein Fazit: „Das ist ein Ergebnis, das uns zu denken gibt. Trotzdem ist der Regierungsauftrag klar.“

Im Limericks fiebern die Grünen den Hochrechnungen entgegen. Während sich die Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws früh über ihren Erfolg freuen kann, sorgen bei ihr und Parteichefin Ana Sanz Sanz das Abschneiden der AfD für Entsetzen: „Das ist der Horror“, lautet Schauws’ Kommentar. „Wir werden eine erkennbar veränderte Republik von nun an haben und müssen deshalb alle demokratischen Strukturen an allen Ecken stärken.“ Die Grünen wollten drittstärkste Kraft im Bund werden. Das ist nicht gelungen.

Die Linken zeigen sich ob er Hochrechnungen zwiegespalten. Bundestagskandidat Manfred Büddemann sagt: „Wir haben dazu gewonnen, also können wir nicht meckern. Es hätte noch etwas mehr sein können.“ Nur wenige Sekunden später trübt das starke Ergebnis der AfD die Laune aber merklich. „Der Anstieg kommt nicht von ungefähr. Das hat Ursachen“, sagt Büddemann.

AfD-Mann Peter Müller gibt sich sehr zufrieden: „Wir haben das erwartet. Die Politik der Regierung ist einfach falsch.“