Rätsel um V-Mann: Platzen Beweise im Mordprozess Beate S.? (mit Video)

Der Mann, der die Tötung der vermögenden Witwe Beate S. in Auftrag gegeben haben soll, widerruft seine Aussagen. Seine Frau streitet alles ab.

Krefeld. Der Prozess um den Mord an der vermögenden Witwe Beate S. ist am Dienstag vor dem Landgericht ins Stocken geraten, ehe er richtig begonnen hat. Während der mutmaßliche Täter Hristo I. (31) zu den Vorwürfen schweigt, zweifelt dessen angeblicher Auftraggeber Stefan K. (43) wichtige Beweise der Polizei an. Sein Anwalt beantragte, diese nicht zu verwenden, da sie unzulässig seien.

Seit Dienstag versucht das Landgericht, den Mord an der 75-jährigen, früheren Bankprokuristin aufzuklären. Sie war am 16. März in ihrer Erdgeschosswohnung an der Camesstraße erwürgt oder erdrosselt worden. Als Täter hat die Staatsanwaltschaft den Zuhälter Hristo I. — nach eigenen Angaben Ingenieur und Mechaniker für Passagierschiffe — angeklagt. Stefan K., in dessen Haus in der Mönchengladbacher Innenstadt der Bulgare lebte, soll ihm den Auftrag für die Tötung gegeben haben. Dessen Ehefrau Birgit K. (41) sei eingeweiht gewesen.

Jetzt hat der IT-Manager alle seine bisherigen Aussagen widerrufen. Über seinen Anwalt erklärte der 43-Jährige, die Ermittler hätten ein Bedrohungsszenario aufgebaut, unter dessen Druck er Äußerungen gemacht habe, die er so nicht von sich geben wollte. Beweise, die sich daraus ergeben hätten, dürften deshalb nicht verwertet werden.

Grund für die angebliche Bedrohung: Ein so genannter V-Mann, eine Vertrauensperson der Polizei, soll dafür gesorgt haben, dass sich K. um die Sicherheit seiner Familie Sorgen machte. Dieser V-Mann vom „Typ Rocker“ habe Birgit K. an deren Haus in Wegberg angesprochen. Zudem sei der Sohn auf dem Weg zur Schule von einem dunklen Passat verfolgt worden, aus dem ihn mehrere Männer beobachtet hätten — das seien Polizisten gewesen. Einzelheiten und Hintergründe zu diesen Aktionen werden am ersten Prozesstag nicht genannt.

K., in dessen Mönchengladbacher Haus ein Bordell betrieben worden ist, verfolgt den Vortrag seines Verteidigers regungslos. Einen Mordauftrag habe er nicht erteilt, Hristo I. aber durchaus von der vermögenden Frau erzählt. Er glaubte, dieser werde sich „Geld besorgen“, um einen gemeinsamen Eskortservice aufbauen zu können.

K. sitzt mit blassem Gesicht, ausdruckslosen Augen und herunterhängenden Mundwinkeln auf der Anklagebank neben seiner Frau. Die hatte zuvor die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Sie habe bei der Polizei ohne einen Anwalt ausgesagt und nie behauptet, den Mord an Beate S. gebilligt zu haben. Ihr Mann habe zwar zuvor Andeutungen gemacht, sie habe diese aber nicht für bare Münze genommen und das auch stets abgelehnt.

Nach der Tötung sei ihr klar gewesen, dass ihr Mann dahinter stecken müsse. Sie will ihm Vorwürfe gemacht haben, ließ es aber dann dabei bewenden: „Ich musste die Familie zusammenhalten“, verlas ihre Verteidigerin eine Erklärung der gelernten Industriekauffrau.

Hristo I., von dem DNA-Spuren an der Leiche sichergestellt worden waren, äußert sich zurzeit nicht zu den Vorwürfen. Sein Cousin Hristo M., der „nur“ wegen Beihilfe zum schweren Raub angeklagt ist, will nur kurz an der Wohnung ausbaldowert haben, wo sich Beate S. aufhielt. Dass sie sterben sollte, habe er nicht gewusst. Der 20-Jährige hatte den Gerichtssaal von Weinkrämpfen geschüttelt betreten.

Am Donnerstag sollen der Ermittlungsführer der Polizei und zwei Vernehmungsbeamte vom Gericht gehört werden. Dann wird es vor allem um die Rolle des angeblichen V-Mannes gehen.