Demonstration und Ratssitzung Rat fordert Aufenthaltstitel für Adnan Harb
Krefeld. Der Dringlichkeitsappell verschiedener Parteien, auf eine Abschiebung von Adnan Harb zu verzichten, ist am Donnerstag mit Mehrheit vom Stadtrat angenommen worden. Danach soll der Oberbürgermeister einen dauerhaften Aufenthaltstitel erteilen."Es ist ein Appell, der keinerlei Rechtsbindung entfaltet", sagt OB Kathstede.
Der Kämmerer hat dargelegt,dass die Rechtsauffassung der Stadt eine Duldung nicht erlaubt. Adnan Harb soll schon am Freitag abgeschoben werden.
Vor der Sitzung des Stadtrates wurde vor dem Seidenweberhaus demonstriert. Lautstark forderten die Demonstranten: "Anruf in Berlin". Dort sitzt Adnan Harb in Abschiebehaft. Tumulte und eine Sitzungsunterbrechung gab es im Stadtrat, weil die Demonstranten den Saal nicht verlassen wollten.
„Kathstede abschieben“ war die weitestgehende Forderung draußen auf dem Theaterplatz. Rund 350 bis 400 Menschen solidarisierten sich mit dem 46 Jahre alten Adnan Harb. Derzeit sitzt er in Abschiebehaft in Berlin-Köpenick. „Wir Krefelder schämen uns“ hieß es auf einem Großtransparent. An die Adresse der Ausländerbehörde ging die Aussage: „Gegen Demütigung und Herabwürdigung von Flüchtlingen.“ „Kein Mensch ist illegal“ und „Rassismus hat viele Gesichter“, war auf Transparenten auf der Brüstung des Seidenweberhauses zu lesen.
Der Hülser Pfarrer Paul Jansen, der auch für St. Anna im Inrath zuständig ist — dort hatte Harb im März Kirchenasyl erhalten — verwies auf die großen Traditionen, die Krefeld in Sachen religiöser Toleranz vorzuweisen habe. „Das darf jetzt nicht zerstört werden“, warnte der Geistliche. Jansen erinnerte auch daran, dass nach dem Krieg viele Flüchtlinge in Krefeld Aufnahme gefunden hätten und heute zu seiner Gemeinde gehören. „Das darf nicht beschädigt werden.“ Die Vorgänge um Adnan Harb, die auch seine fünfköpfige Familie auseinander reiße, „ist wahrlich kein Ruhmesblatt in der Krefelder Geschichte“; sagte Jansen und betonte: „Wir alle hier stehen dafür, dass Adnan Harb in Krefeld bei seiner Familie bleiben darf.“
Unter großer Anspannung ergriff Nawal Harb, die Ehefrau des Inhaftierten Libanesen das Mikrofon. Ihre ganze Familie, zwei Söhne, die Tochter, ihre Mutter und ihr Vater und andere Verwandte waren zur Kundgebung von Flüchtlingsrat und Bündnis für Demokratie und Toleranz erschienen.
„Die letzten Tage“, so Nawal Harb, „waren voll von Angst, Verzweiflung, aber auch voll Mut und Hoffnung.“ Sie dankte den vielen Menschen um sie herum und den fast 1800, die sich per Petition für ihren Mann stark gemacht haben. Sie fragt: „Wie kann man meinen Mann, der sich seit 30 Jahren nichts hat zuschulden kommen lassen, mit Handschellen abführen wie einen Verbrecher?“ Und sie fragt den Oberbürgermeister: „Finden Sie es richtig, dass er sich nicht einmal von uns verabschieden konnte?“
Falls er in die Türkei abgeschoben würde, wolle ihr Mann durch das syrische Kriegsgebiet reisen, um in der libanesischen Hauptstadt Beirut seine Papiere in Ordnung zu bringen. „Gehen Sie dann mit ihm, Herr Kathstede?“
Zumal Adnan Harb deutsch, englisch und arabisch aber kein türkisch spreche. „Die Türkei kennen wir nur aus dem Fernsehen oder aus dem Atlas. Adnan ist libanesischer Kurde, kein Türke.“
Und Nawal Harb sprach auch aus, was viele befürchten. „Wir hier, meine drei Kinder und ich sind dann die Nächsten, die auf der Abschiebeliste der Ausländerbehörde stehen, finden Sie das richtig, Herr Kathstede?.“