Religion Rumänisch-Orthodoxe suchen eine Kirche

Der Auftrag des Erzbischofs in Nürnberg ist klar: Daniel Tudorache soll eine rumänisch-orthodoxe Gemeinde in Krefeld aufbauen. Der Priester möchte den Menschen „ihre Seele zurückgeben“.

Die rumänisch-orthodoxe Gemeinde tingelt für ihre Gottesdienste genauso durch die Stadt wie es einst die Russisch-Orthodoxen taten, bevor sie eine Kirche kauften. Er sagt: "Die Kirche spielt eine wichtige Rolle bei der Integration der Rumänen."

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Eine halbe Stunde lang verwandeln fleißige Helfer den Kirchenraum der Krefelder Adventistengemeinde. Unter anderem mit aufrollbaren Leinwänden versuchen sie, den Gläubigen, die hier seit neuestem sonntags ab 10 Uhr eine Heimat finden, eine Atmosphäre zu schaffen, wie sie sie gewohnt sind. Dazu gehören für die rumänisch-orthodoxen Christen auf jeden Fall Ikonen.

Für die Krefelder Gemeinde bedeutet das derzeit allerdings bei jedem Gottesdienst: Ikonen aufbauen, Gottesdienst feiern, Ikonen abbauen. Das erinnert an das Leben in der russisch-orthodoxen Gemeinde, bevor diese die Franziskuskirche an der Wielandstraße kaufte — heute St. Barbara.

Eine Kirche zu kaufen, das ist auch der Plan des Krefelder rumänisch-orthodoxen Priesters Daniel Tudorache. Er ist sehr dankbar für die Unterstützung anderer christlicher Gemeinden in der Stadt. Nachdem er zunächst in der russisch-orthodoxen Kirche samstags Gottesdienste feiern durfte, kann er das seit 19. Februar durch die Unterstützung der Adventisten sonntags in deren Kirche tun.

Aber er möchte, dass seine Gemeinde irgendwann auch eine eigene Kirche, einen festen Anlaufplatz hat, in dem die Menschen „unsere Tradition und unsere rumänische Seele finden“, sagt der 44-Jährige. Der Auftrag seines Erzbischofs Serafim Joanta aus Nürnberg, des Metropoliten für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, ist klar: Tudorache soll in Krefeld eine Gemeinde aufbauen. Im Juli vergangenen Jahres zog der Priester deshalb mit seiner Frau Irina, die mittlerweile als Ärztin im St.-Josef-Krankenhaus in Moers arbeitet, und den zwei Söhnen von Sögel bei Bremen in die Seidenstadt.

Daniel Tudorache, Priester

Nach den neuesten Zahlen, die vorliegen, gibt es in Krefeld rund 1500 Rumänen. „Viele andere sind natürlich seit Jahren hier und haben einen deutschen Pass“, sagt Tudorache, um klarzumachen, dass es deutlich mehr Männer, Frauen und Kinder gibt, für die er als Priester und Seelsorger bereitsteht. Er vermutet, dass — wie in Rumänien — etwa 85 Prozent dieser Menschen rumänisch-orthodoxen Glaubens sind. Hinzu kommen Rumänen und Rumänischstämmige, die in den umliegenden Städten und Kreisen leben, in denen es bisher keine dieser Gemeinden gibt.

Der Krefelder Gemeindevorstand hat viele Pläne. Zu den aufgeteilten Aufgabengebieten gehören unter anderen die Bereiche Soziale Dienste, kulturelle Dienste, Missionsdienst und Jugendarbeit. „Gerade die Jungen, die zuhause vielleicht nicht kirchennah waren, füllen hier eine Leere und lernen den Glauben“, so der Priester. Tudorache organisiert gerade eine Musikschule, um einen Kirchenchor zusammenzustellen. Auch eine Pilgerfahrt für die Kinder soll es geben. Aus einer Sonntagsschulgruppe sind bereits zwei geworden. Für all diese Projekte und Angebote brauche man Platz.

Klaus-Norbert Kremers vom Krefelder Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK), der die rumänisch-orthodoxe Gemeinde unterstützt, versteht den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Und er sieht, dass das Ziel sein könnte „zwei zusammenzubringen, eine prosperierende junge Gemeinde, die sucht, und eine evangelische oder katholische Gemeinde, die ihre Kirche finanziell nicht mehr halten kann und sicherstellen möchte, dass sie wenigstens weiterhin als Kirchenraum genutzt wird, statt dass etwas anderes daraus wird oder die Alternative sogar der Abriss wäre.“

In drei bis vier Jahren etwa, denkt Tudorache, könnte das Projekt Wirklichkeit werden, ob als Kauf oder mit Erbpacht müsse man sehen. Und wenn es klappt, könnte die Gemeinde zum Beispiel auch mal wieder eine Prozession am Karfreitag möglich machen. „Ich habe schon seit vier Jahren nichts mehr draußen zelebriert, weil wir nicht stören wollen“, sagt der Gottesmann. Eigentlich ist zum Beispiel auch eine Prozession an Karfreitag üblich.