Schulmilch-Debatte Krefelds Schulen setzen weiter auf Schulmilch und Kakao

Krefeld · Zuletzt kritisierten Ärzte und Lehrer die Ausgabe von gezuckerten Milchprodukten.

Einen kräftigen und leckeren Schluck aus der Tüte – ob Milch oder Kakao. Archivfoto: dpa

Foto: dpa/A9999 Ralph Sondermann

Sie gehört in den Schulalltag wie der Ranzen zu den Kindern: Seit Jahrzehnten ist die Schulmilch aus den Klassenräumen der Nation nicht wegzudenken. Doch die Kritik an der Ausgabe der Milchprodukte wird zunehmend größer – auch an Krefelds Schulen. Im Fokus steht dabei vor allem der Kakao, der bei den Kindern zwar äußerst beliebt, bei den Kritikern aber höchst umstritten ist. Der Grund: zu viel Zucker. Zuletzt appellierten ein Verbund aus Ärzten, Wissenschaftlern, Lehrern und Elternvertretern an die Landesregierung in NRW und forderte die steuerfinanzierte Förderung von gezuckertem Kakao zu beenden.

An der Sollbrüggenschule
ist die Nachfrage groß

Die Schulen in Krefeld sehen das Thema entspannt. Mehrfach im Schuljahr werden die Produkte bestellt. Die Entscheidung, ob in der Frühstückspause zu Kakao oder Milch gegriffen wird, liegt bei den Eltern. „Wir wollen den Kindern ja nicht vorschreiben, was in die Brotdose gehört“, sagt Barbara Valls-Busch, stellvertretende Leiterin der Sollbrüggenschule in Bockum. An ihrer Schule ist die Nachfrage nach den Milchprodukten noch immer sehr groß, Kakao ist dabei besonders beliebt. Sie sagt: „Der Rucksack ist ohnehin schon vollgepackt, da ist alles, was die Kinder nicht mitschleppen müssen, hilfreich.“

Einige ihrer Kollegen in anderen Städten hatten die Ausgabe zuletzt gestoppt, die Reaktion war deutlich. „Die Kinder fanden das sehr bedauerlich. Für mich ist die Milch ohnehin ein Nahrungsmittel und kein Getränk. Ich finde es gut, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzt und Dinge wie die Kühlkette genau beobachtet. Jetzt aber auf die Idee zu kommen, den Kindern ihren Kakao wegzunehmen, daran denke ich nicht“, meint Valls-Busch, an deren Schule neben normaler Milch und Kakao auch Vanille- und Erdbeermilch angeboten wird.

Das Thema Ernährung wird mit Eltern und Kindern besprochen

Die Europäische Union, die seit 1997 im Rahmen des Schulmilchprogramms die Schulen und Kitas finanziell unterstützt, hat im vergangenen Jahr das Programm reformiert und will  nur noch Produkte subventionieren, denen kein Zucker hinzugefügt wurde. Die Umsetzung obliegt den Bundesländern, die eine Ausnahmeregelung verabschieden können. Nordrhein-Westfalen gehört neben Berlin und Brandenburg zu den drei Ländern, die dies tun. Anders als in Berlin und Brandenburg hat die Landesregierung zwar die Unterstützung von Erdbeer- oder Vanillemilch mit EU-Mitteln gestoppt. Weiterhin gefördert wird für Schulen neben der Vollmilch aber eben auch Kakao.

Für Schulen und Eltern eine Hilfe. Joachim Cuypers, Schulleiter der Grundschule Maria Montessori, sagt: „Durch die Subventionierung haben auch finanzschwächere Familien die Chance. Wir haben Vollmilch, Kakao und Vanillemilch im Angebot und bestellen alle sechs bis acht Wochen neu.“ Auch Cuypers hält die Diskussion für übertrieben. „Ich sehe das nicht so streng. Wenn ein Kind Geburtstag hat, bringt es auch mal einen Kuchen mit. Nur weil manche einen Kakao trinken, heißt es ja nicht, dass wir nicht trotzdem darauf achten, dass gesund und ausgewogen gefrühstückt wird“, sagt Cuypers.

Auf Elternabenden wird daher ausgiebig über das Thema Ernährung diskutiert, zudem bringen viele Kinder ohnehin selber ihr Mineralwasser mit. Ein Trend, den auch Ursula Bongartz,  Schulleiterin der Astrid-Lindgren-Schule in Hüls, beobachtet. Sie sagt: „Wir bieten zwar Kakao und Vollmilch an, aber die Nachfrage ist bei uns nie sehr groß.“ Eine Abschaffung steht auch Bongartz skeptisch gegenüber. „Die Schulmilch hat   eine lange Tradition. Man sollte gemeinsam einen Konsens finden.“