Euro 2016 in Krefeld Schwarz-Rot-Goldene Fanträume

Zu jeder Fußballmeisterschaft kommen neue Fanartikel auf den Markt. Die WZ testet die neusten Stimmungsmacher.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es gibt schon verrückte Möglichkeiten, die Liebe zur Nationalmannschaft auszudrücken. Einfach mal den Bierflaschen ein Deutschlandtrikot anziehen, das Auto oder die Freundin komplett in Schwarz-Rot-Gold verpacken oder Trommelfelder mit brutal lauten Tröten herauspusten. Je kreativer und lustiger das Outfit oder die „Gadgets“, desto besser. Hauptsache es macht ordentlich Stimmung.

Zur diesjährigen Europameisterschaft in Frankreich ist die Auswahl natürlich wieder riesengroß. Ganz neu und von vielen vermutlich seit Jahren erwartet: Die Flagge fürs Fahrrad. Endlich kann man auch auf dem Weg zum Bäcker seinen Patriotismus zeigen, ohne dafür direkt das Auto nehmen zu müssen. Die Flagge fürs Motorrad kommt sicher auch bald. Der Absatz von Deutschland- und Frankreich-Fahnen gehe hierzulande zur Zeit durch die Decke, berichtet Marcel Cornelißen, Inhaber des Krefelder Flaggenshops. Besonders beliebt sind aber auch Fahnenketten, die alle Teilnehmer der EM 2016 zeigen. „Wenn eine Mannschaft rausfliegt, wird die Fahne einfach abgeschnitten“, erklärt Cornelißen. Absoluter Bestseller sei eine Fahne, die alle Teilnehmerländer zusammen zeigt. „Wir können die gar nicht so schnell nachbestellen, wie die weggehen“, so Corneließen. Der Flaggenshop versendet in zahlreiche Länder. „99,99 Prozent des Handels läuft online.“

Genau so wie neue Trends geboren werden, verlieren einige Artikel aber auch drastisch an Beliebtheit — wie die Vuvuzela. Seit der WM 2010 in Südafrikagehörte das Blasinstrument zur Grundausstattung eines echten Fußballfans — jetzt geht sie den Menschen nur noch auf die Nerven und wird kaum noch angeboten.

Krach machen ist aber immer noch angesagt. Super fürs Stadion: aufblasbare Klatschröhren in der Landesfarbe. Einfach aufpusten und nach Lust und Laune aufeinander hauen. Verursacht vergleichsweise wenig Lärm und baut aufgestaute Anspannung ab, wenn bereits die dritte Torchance vergeben wurde. Perfekt auch für Kinder, die auf Schwertkämpfe stehen — geringes Verletzungsrisiko, Riesenspaß.

Wer zum „Rudelgucken“ geht, der kann sich theoretisch problemlos bis zur Unkenntlichkeit verkleiden. Wenn die Motivation stimmt, ist alles möglich. Tattoos für die Nägel, Perücke, Hut, Maske, Trikot, Hawaiikette mit LEDs, aufblasbare Riesenhandschuhe und was an nackter Haut übrigbleibt, das wird mit Schwarz-Rot-Gold überschminkt.

Ähnlich übertrieben kann eine EM-Party in den eigenen vier Wänden ausfallen. Absolutes Deko-Highlight: Ein goldener Pappeifelturm, 1,80 Meter hoch — das beeindruckt die Gäste garantiert. Tischdecken, Geschirr, Besteck und Co. gibt es selbstverständlich auch in Schwarz-Rot-Gold oder Rot-Weiß-Blau.

Doch nicht jeder legt Wert auf den bunten EM-Krimskram. „Ich brauche nur Bier“, sagt der Krefelder Bernhard Binder trocken. „Mich stört es auch, das ganze Zeug in der Hand zu halten. Für mich stehen die Stimmung, der Spaß und das Spiel im Vordergrund.“

Anders handhabt es Peggy Marra-Mann — bei einer fußballbegeisterten Familie hat sie allerdings auch keine Wahl. „Sollten wir ins Endspiel kommen, werden wir sicher schon am Frühstückstisch mit Trikot sitzen“, erzählt sie. Aus ihrer Einkaufstasche lugt bereits die verpackten Deutschlandflaggen hervor — da ist jemand vorbereitet. Und was macht man nach der Meisterschaft mit dem ganzen Zeug in Deutschlandoptik? Am besten bis zur nächsten WM einlagern, im Ausland Flagge bekennen oder regelmäßig patriotische Mottopartys veranstalten.