Schwimmen statt Schule?
Lynn Henke ist Leistungsschwimmerin bei Bayer Uerdingen. An ihrer Schule fördert man das besondere Talent der 15-Jährigen.
Im Wasser ist Lynn Henke in ihrem Element. Schon im Alter von vier Jahren zog es die 15-jährige Schülerin und Schwimmerin des SV Bayer Uerdingen ins Becken, heute zieht sie dort fast täglich ihre Bahnen. Zehn Kilometer schwimmt Lynn Henke locker an einem Tag. „Ich trainiere acht Mal die Woche, zweimal in der Woche auch vor dem Unterricht“, erzählt sie.
Sigrid Klecker, Lehrerin an der Marienschule, fördert Talente
Sport oder Schule? Diese Frage hat sich Lynn nie gestellt: Klausuren kann sie vor- oder nachschreiben, wenn ein Wettkampf dazwischen kommt; vom Schulsport ist sie größtenteils freigestellt, um sich voll konzentrieren zu können. „Wir sind breit aufgestellt im Bereich der individuellen Förderung“, betont Sigrid Klecker, Lehrerin und zuständig für die Begabungsförderung an der Marienschule. Ob Sport oder Naturwissenschaften, Politik oder Sprachen — „uns geht es darum, besondere Interessen und Fähigkeiten unserer Schüler zu fördern“.
Serie: Talente
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Was nicht bedeutet, dass sich Lynn nur auf das Schwimmen konzentriert, im Gegenteil, die 15-Jährige sei eine gute Schülerin, betont Klecker: „Lynn ist durch den Sport super organisiert. Ich habe es noch nie erlebt, dass sie nach einem Wettkampfwochenende unvorbereitet im Unterricht saß.“
„Ich mag es, mich anzustrengen und Erfolg zu haben“, erzählt Lynn. Eben nicht nur im Sport, sondern auch im Unterricht: Englisch, Politik und Erdkunde sind ihre Lieblingsfächer. Für die Zeit nach der Schule hat die 15-Jährige schon jetzt große Pläne. „Ich hoffe, dass ich ein Stipendium bekomme und nach Amerika gehen kann.“ Medizin studieren, als Leistungsschwimmerin groß rauskommen. „Das ist in Amerika etwas anderes als in Deutschland. Schwimmen ist dort so wichtig wie hier Fußball“, sagt sie.
Ihre Schule unterstützt sie darin — die Förderungen von besonderen Fähigkeiten und Talenten hat an der Marienschule Tradition, wie Sigrid Klecker betont. „2012 haben wir von der Bezirksregierung das Gütesiegel für individuelle Förderung bekommen“, heute sei man unter dem Dach der „Zukunftsschulen“ engagiert. Vom Klassiker, dem Mathematik-Wettbewerb, über die Schülerakademie bis zu Kursen zur politischen Förderung der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Es ist wichtig, dass unsere Schüler ihre Interessen auch außerhalb der Schule fortsetzen können. Durch solche Angebote haben sie die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die wir ihnen in der Schule nicht bieten können“, glaubt die Lehrerin. Letztlich ginge es darum, „über den Tellerrand Schule“ zu schauen, herauszufinden: Will ich wirklich Arzt werden, ist das Physikstudium tatsächlich etwas für mich?