Im Linner Museum gibt es eine Bibliothek nur für Textilien Die Herrin über 11 000 Bücher und Dokumente

Krefeld · Seit 20 Jahren ist Marion Porsch Bibliothekarin. Ihr Spezialgebiet sind Textilien.

Marion Porsch ist Museumsbibliothekarin und arbeitet im Textilmuseum in Linn.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

11 000 Bücher rund um textile Materialien. Dazu gehören viele Meter an Zeitschriften. Marion Porsch ist die Herrin über diese Bestände im Deutschen Textilmuseum. Stolz sagt sie: „Die Bibliothek des Deutschen Textilmuseums zählt zu den größten Fachbibliotheken in Deutschland, wenn nicht auch noch darüber hinaus.“ Dabei umfasst der Literaturbestand ein großes Spektrum, das Themen der Kultur- und Kunstgeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und manches mehr umfasst.

Um Ordnung in die Fülle der bedruckten Werke zu bekommen, zieht sich die Arbeit am Schlagwortkatalog wie ein roter Faden durch ihren Tag. Dabei durchforstet Porsch Bücher und Fachzeitschriften nach detaillierteren Angaben – zum Beispiel in Buchtiteln oder Kapitelüberschriften. Dort versteckten sich schon der eine oder andere Hinweis.

So kann man zu einem bestimmten Thema, wie textile Techniken, Künstler, Epochen oder Arten von Kleidung dank des Schlagwortkatalogs als Datenbank im Bibliotheks-PC nicht nur ganze Bücher, sondern auch passende Aufsätze finden.

„Eben hat noch ein Student angerufen und gefragt, ob wir etwas zur Seidenstraße haben“, erzählt Porsch. In solchen Fällen gibt ein Blick in den Schlagwortkatalog sofort Auskunft oder auch bei der Suche nach Abbildungen von Elefanten im textilen Bereich oder dem Pelikan als Symbol in kirchlichen Gewändern.

„Es kommen viele Studenten und Wissenschaftler, die zu bestimmten Themen Literatur suchen. Zum Beispiel einmal über den Reifrock, dann über Moden aus früheren Jahrhunderten“, erinnert sich die Bibliothekarin. „Es hat sich auch mal jemand gemeldet, der sich damit beschäftigt hat, wie die Männerkleidung im 19. Jahrhundert aussah.“ Demnächst soll der Schlagwortkatalog auch online gestellt werden, so dass die erste Literaturrecherche schon am eigenen PC stattfinden kann, bevor man sich auf den Weg nach Linn in die Bibliothek begibt.

Zuerst ging es als Sekretärin
ins Textilmuseum in Linn

Organisation und Verwaltungsarbeit hat Porsch gelernt. Denn sie war vorher in der Stadtverwaltung Krefeld beschäftigt, bevor sie als Seiteneinsteigerin ins Deutsche Textilmuseum wechselte – zuerst als Sekretärin, dann in die Bibliothek. „Wenn man vier Jahre als Bibliothekarin gearbeitet hat, dann darf man sich auch so nennen“, erklärt sie und fügt hinzu: „Und bei mir sind es jetzt schon mehr als zwanzig Jahre.“

Zu ihrer Arbeit als Museumsbibliothekarin gehört auch die „Schriftenaustauschanfrage“. Dabei tauschen Museen die Kataloge ihrer Ausstellungen aus, ohne dass man die Publikationen kaufen muss. Natürlich ist Porsch stets auf dem Laufenden, was an Literatur rund um Textilien neu auf dem Markt erscheint. Für Zeitreisen in die Alltagsgeschichte vergangener Jahrhunderts eignen sich die erstaunlich spezialisierten Zeitschriften mit ihren praktischen Anleitungen, wie zum Beispiel eine Morgenjacke in der „Illustrirten Wäschezeitung“ (gegründet 1890). Für ein Lätzchen in Häkelarbeit oder ein gestricktes Korsett aus dem späten 19. Jahrhundert lassen sich ebenso Anleitungen finden.

Gesellschaftliche Unterschiede in der Kleidung dokumentiert das Buch von 1737 „Im Frauenzimmer. Wirt vermeldt von allerley schönen Kleidungen unnd Trachten der Weiber hohes und niders Stands“. Die Vorgängerhefte der Modezeitschrift „Brigitte“ – damals unter dem Titel „Dies Blatt gehört der Hausfrau“ sind ebenso im Museumsbestand zu finden wie französische Modezeitschriften mit den ältesten Exemplaren von 1868.

Aus dieser umfangreichen Sammlung an mehr oder weniger historischen Modezeitschriften konnte Porsch auch schon einmal praktische Hilfe aus der Bibliothek des Deutschen Textilmuseums leisten. Für ein Oldtimertreffen wollte sich eine Frau ein zum Auto und zur Zeit passendes Kleid schneidern lassen. Da half der Blick in die entsprechend alten Modemagazine, das Richtige zu finden. Die Bibliothekarin wünscht sich – nicht nur im Hinblick auf ein potentielles Trabbi-Treffen – noch Ausgaben der „Sibylle“, der Modezeitschrift aus der DDR. gmk