Krefeld hautnah Das ewige Nadelöhr Kölner Straße
Fischeln · Bei „Krefeld hautnah“ wird klar - Verkehrs-Chaos haben die Parteien zu verantworten, weil sie sich nie einig waren.
Die Fischelner Bürger sind kritisch, diskutieren leidenschaftlich und zeigen sich wehrhaft, wenn die Aussagen der städtischen Experten sie nicht überzeugen. Das wurde am Dienstagabend im Jugendzentrum Fischeln bei der Veranstaltung „Krefeld hautnah“ von Westdeutscher Zeitung und Sparkasse Krefeld deutlich. Die engagierten Bürger – allen voran die Verantwortlichen der drei Bürgervereine – legten den Finger in die Wunden der Probleme im Stadtteil, während sich die Experten redlich mühten, nichts zu verniedlichen, sondern nach Lösungen zu suchen. So entwickelte sich ein lebhafter Meinungsaustausch mit und unter den rund 80 Teilnehmern. Offenkundig wurde dabei, dass das permanente Verkehrschaos rund um die Kölner Straße nicht zuletzt die Folge uneiniger politischer Verantwortlicher ist und auf dem Rücken der Bürger ausgetragen wird. Zahlreiche Bürger beklagten sogar Vetternwirtschaft bei der Auswahl von Projekten.
Der Diskussion stellten sich „Zukunftsdezernent“ Markus Schön, der das wohl größte Ressort bei der Stadt verantwortet, Karl-Werner Böttges, Leiter Stadtentwicklung, Lothar Lessmann, Öffentlichkeitsmitarbeiter im neu gegründeten Kommunalbetrieb und Geschäftsführer Wilfried Gossen von der SWK-Tochter GSAK, die für Stadtreinigung und Abfallentsorgung zuständig ist. WZ-Redaktionsleiter Michael Passon moderierte die Diskussion zu den von den Bürgervereinen ausgewählten Themen Verkehr, Spielplätze und Jugendarbeit sowie Sauberkeit.
Schon seit Jahrzehnten ist die Kölner Straße als Nord-Süd-Achse ein Nadelöhr im Stadtteil Fischeln. Fast alle Bürger und Verantwortlichen waren sich einig, dass die Verkehrssituation durch das neue Baugebiet Fischeln Süd-West mit mehr als 500 Wohneinheiten noch verschärft wird. „Wir Planer hatten ursprünglich zwei Umgehungsstraßen vorgesehen, beide wurden gestrichen. Der stattdessen geplante Verkehrsabfluss über die Anrather Straße Richtung Fichtenhain und Autobahn wird den Flaschenhals Kölner Straße nicht beseitigen“, fasste Böttges die aktuelle Lage als unbefriedigend zusammen. Als Grund verweist er auf die seit 2007 schwelenden Streitigkeiten zwischen den politischen Parteien. Das bestätigt das ehemalige langjährige CDU-Mitglied der Bezirksvertretung, Klaus Lindner, und gesteht Fehler ein: „Die Parteien waren sich nie einig, unter anderem wegen des Schutzes des Stadtparks. Wir haben es selbst versäumt, ein einheitliches Projekt vorzuschlagen.“
Reiner Schütt, dem Vorsitzenden des Bürgervereins Fischeln, ist klar, dass die damalige Entscheidung nicht vollumfänglich rückgängig gemacht werden könne, aber er regt als Verbesserung an, die Westumgehung zur Entlastung der Kölner Straße nicht an der Anrather Straße enden zu lassen. Sonst würde der Verkehr Richtung Innenstadt über Erkelenzer Straße oder Hafelsstraße durch reines Wohngebiet fließen. Gegebenenfalls könnte ein Weiterführen des Verkehrs über Anrather Straße mit Anschluss an die Kimplerstraße Entlastung bringen. „Auch das wäre zwar nur eine Krücke, die den Verkehr stadteinwärts allerdings etwas besser verteilen könnte.“
Klaus Haidan hat keine Hoffnung mehr auf eine vernünftige Lösung. „Seit 1977 besteht das Nadelöhr Kölner Straße, und eine Lösung wurde seitens der Politik verschlafen. Jetzt sind ehemals freie Umgehungsflächen bebaut.“ Peter Schiffer, Vorsitzender des Bürgervereins Königshof, schlägt vor, den Verkehr auf der Kölner Straße bis zur Untergath mit Tempo 30 zu limitieren, um die Durchfahrt weniger attraktiv zu machen. „Wir müssen auch die vielen Schulkinder schützen, die die Rennstrecke überqueren“, mahnt er.
Ursula Planker widerspricht: „Es gibt schon genug Tempo-30-Zonen, wo sollen die Autos denn noch fahren?“ Böttger beruhigte die Gemüter und kündigte bis 2020 ein Mobilitätskonzept an, wie der Verkehr abgewickelt werden soll. Auch über die Umgehhungstraße sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.