Fischeln will grün bleiben

Anbindung, Einkauf und Lebensqualität sind spitze. Im Fischelner Burghof verfolgten 60 Gäste die lebhafte und kontroverse WZ-Podiumsdiskussion „Krefeld hautnah“.

Krefeld. Die Fischelner fühlen sich in ihrem Stadtteil spürbar wohl und sind größtenteils zufrieden. In einer WZ-Umfrage verteilten sie durchweg gute (Schul-)Noten. Die Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr finden sie spitze (Note 1,7), gefolgt von der Lebensqualität und den Einkaufsmöglichkeiten (jeweils 1,9). Am Ende der Skala finden sich die Verkehrsbelastung (2,7), das Angebot für Jugendliche (2,8) und der Zugang zum schnellen Internet (3).

Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm gab ein Plädoyer für ihren Stadtteil als attraktiven Wohnort und Arbeitsplatz mit guten Einkaufsmöglichkeiten ab, sorgt sich aber, dass die Identität durch die geplanten Neuansiedlungen verloren gehen könnte.

WZ-Redaktionsleiter und Moderator Michael Passon hakte nach, wo die Probleme liegen. Nottebohm differenziert, verweist auf die unterschiedliche Struktur der Ortsteile Fischeln, Königshof und Stahldorf, die durch eigene Bürgervereine vertreten sind. So verfüge der Ortskern über ein intaktes Einkaufszentrum, während etwa Stahldorf mit dem Stahlbau und den angrenzenden Gewerbegebieten behutsam entwickelt werden müsse.

Im Argen liege es bei der Verkehrsbelastung und beim stockenden Ausbau der barrierefreien Haltestellen, worüber später heiß diskutiert wurde. Sorge hat Nottebohm, ob das großzügige Naherholungsgebiet mit Blick bis Uerdingen erhalten wird. „Hoffentlich bleibt das so.“

Um herauszufinden, was im Stadtteil verbesserungswürdig ist und was den Bürgern unter den Nägeln brennt, bietet die WZ mit ihrer Bürgeraktion „Krefeld hautnah“ ein Forum, bei dem Bürgervertreter und Experten Rede und Antwort stehen. Im Fischelner Burghof wurde lebhaft diskutiert. Am Podium standen außer Doris Nottebohm Stadtplaner Ludger Walter, Monika Sellke vom Fachbereich Tiefbau, Geschäftsführer Guido Schilling von SWK mobil und Thomas Schlösser vom Sportverein VfR Fischeln.

Walter zeigte die Perspektiven des Flächennutzungsplans auf. „Wir bekommen täglich Anfragen nach Wohnraum“, sagt er. Eine Bedarfsrechnung habe ergeben, dass von 6000 wünschenswerten Wohneinheiten in Krefeld höchstens die Hälfte realisierbar sei. Fischeln ist besonders begehrt, speziell als Einzugsbereich von Düsseldorf — auch wegen der guten Anbindung per K-Bahn. Dort sollen in drei Bauabschnitten südwestlich von Willicher Straße und Hannixweg 517 Häuser und Wohnungen entstehen, davon im ersten Abschnitt 160 im Bauhausstil mit Terrassen und Dachbegrünung. Nottebohm fordert: „Hoffentlich barrierefrei und mit Aufzug.“ — „Nicht so ganz glücklich“ ist sie über das dazugehörige Verkehrskonzept mit einer Erschließungsstraße. „Das bringt noch mehr Verkehr nach Fischeln.“ Besser wäre die lange geplante Umgehungsstraße weiter westlich — ein steter Zankapfel der politischen Lager.

Foto: Andreas Bischof

Ein Thema des Abends ist das mangelnde Interesse vieler Fischelner Bürger an engagierter Mitarbeit. Vorsitzender Reiner Schütt vom Fischelner Bürgerverein spricht Klartext. „Schon der Besuch heute ist beschämend. Es sind fast nur Offizielle von Vereinen hier“, beklagt er das Desinteresse. Dennoch werde der Verein alles tun, um das Angebot weiterhin zu verbessern. Frauke Köppen schlägt in die gleiche Kerbe: „Warum diskutieren heute nicht auch die Jugendlichen mit?“

Begrüßt wird die beabsichtigte Einrichtung von zwei Carsharing-Plätzen. „Das ist eine tolle Idee für Fischeln“, sagt Robert Reichling vom Werbering und findet viel Zustimmung. Auf Erstaunen trifft aber die Standortwahl in der ohnehin engen Hafelsstraße gegenüber dem Sanitätshaus. Inhaber Helmut Ling argumentiert, dass zu ihm viele gehbehinderte Menschen kommen, die die wenigen Parkplätze und Platz für Rollatoren brauchen und findet Zustimmung bei den Kollegen des Werberings sowie auch bei Alexander Reach von der Interessengemeinschaft Hafelsstraße. Überrascht von der Kritik zeigten sich die Experten Monika Sellke und Guido Stilling. Jetzt wollen sie gemeinsam einen neuen, allerdings zentralen Standort suchen. Auch die Bezirksvertreter wollen helfen.