Fischeln: Identität trotz Wachstum wahren
In der WZ-Serie „Fischeln hautnah“ schreibt Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm über die Schönheit Fischelns und den Zusammenhalt im Stadtteil.
Krefeld. Fischeln ist zusammen mit seinen Bezirken Königshof und Stahldorf der größte Stadtteil Krefelds und soll nach den derzeitigen Planungen noch weiter wachsen. Seine Identität zu bewahren, ist dabei eine große Herausforderung.
Seit seiner Eingemeindung im Jahr 1929 hat sich Fischeln eine gewisse Eigenständigkeit und seinen Charakter bewahrt. Hier lebt man gerne, und hier wird man bis ins hohe Alter gut versorgt. In Fischeln findet man vor Ort alles, was man zum Leben braucht. Den Mittelpunkt der Kölner Straße, von den Fischelnern auch Kö genannt, bildet das unter Denkmalschutz stehende Rathaus. Hier sind das Standesamt, der Bürgerservice der Stadt, die Bezirksvertretung Fischeln und die Polizei zu Hause.
Im Keller befindet sich das Archiv Fischelns, das vom Arbeitskreis Heimat des Bürgervereins betreut wird. Und endlich — nach drei Jahrzehnten vergeblichen Schreibens und vielen Anträgen in der Bezirksvertretung — scheint ein barrierefreier Zugang zum Rathaus in greifbarer Nähe.
Die Kölner Straße hat vielfältige Aufgaben zu übernehmen. Sie ist eine Geschäftsstraße, eine gute Wohnadresse, soll den Fußgängern und Radfahrern, der Straßenbahn mit ihren Haltestellen und dem Autoverkehr mit Parkplätzen gerecht werden. Das ist bei der Straßenbreite fast unmöglich und führt zu immer wiederkehrenden Diskussionen. Mit Gemeinsinn sollte sich jedoch auch hier ein fairer Interessenausgleich finden lassen.
Dies gilt auch für den Marienplatz. Der Marienplatz ist unser Fest- und Marktplatz, an dem sogar ein Theater (Tam) beheimatet ist. Ob Schützenfest oder Kirmes, ob Kirchen-, Straßen- oder Vereinsfeste, man feiert gerne in Fischeln.
Die drei Fischelner Bürgervereine Fischeln, Stahldorf und Königshof, die Sportvereine, die Schützenvereine und die zahlreichen sozial, kulturell und gemeinnützig tätigen Vereine tragen zu einem aktiven Vereinsleben bei, das sie einmal jährlich bei Fischeln Open präsentieren können.
Ein Nachbarschaftsladen und unsere Straßen- und Siedlergemeinschaften sorgen für gutes nachbarschaftliches Miteinander. Das Fischelner Quartiersprojekt trägt dazu bei, die Herausforderungen des täglichen Lebens gemeinsam zu meistern.
Während Fischeln-Mitte durch seinen historisch gewachsenen Kern und durch seine vielen Geschäfte, Banken, Arztpraxen, sein Seniorenheim und Dienstleistungen geprägt ist, befinden sich im Fischelner Süden hauptsächlich Einfamilienhäuser, landwirtschaftliche Flächen und eine Grundschule. Neue Wohn- und Gewerbegebiete müssen hier vorsichtig und landschaftsschonend entwickelt werden, um eine hohe Wohn- und Lebensqualität zu bewahren.
Im westlich gelegenen Stahldorf hingegen liegen Industrie-, Gewerbe- und Wohngebiete, Grundschule, Kindergarten, Jugendzentrum und Kleingärten dicht beieinander. Auch hier spielt angesichts der starken Nutzung durch Industrie, Gewerbe und Logistikunternehmen der Schutz der Wohngebiete eine große Rolle. Der Wandel vom reinen Industrie- zum Dienstleistungsstandort hat wie in Fichtenhain bereits begonnen.
Der Stadtpark Fischeln, zwischen Freibad und Hallenbad gelegen, ist von hohem Freizeitwert und stellt auch eine Verbindungsachse zwischen Stahldorf und Königshof dar, die weiter über die Königshofer Wiese ins Niederbruch führt. Den Namen Königshof tragen eine gleichnamige Brauerei und ein geschichtsträchtiges Gasthaus. Sie machen Königshof über Fischeln hinaus bekannt.
Der Osten Fischelns wird durch ein Landschaftsschutzgebiet geprägt, das von Niederbruch bis Steinrath reicht und den Fischelnern zahlreiche Naherholungsmöglichkeiten bietet.
Dies alles macht Fischeln zu einem bevorzugten Wohnort und Arbeitsplatz für viele Menschen. Natürlich gibt es auch noch viel zu tun: Im Bestand müssen zum Beispiel Fuß- und Radwege erneuert oder ergänzt und schadhafte Straßen repariert werden.
Das attraktive Fischeln zieht auch viele Neubürger an. Manche befürchten, dass der ehemalige Dorfcharakter immer mehr verschwindet und Fischeln zu einer unattraktiven Kleinstadt innerhalb Krefelds entwickelt wird. Neue große Baugebiete und Straßen sollen entstehen und landwirtschaftliche und landschaftsprägende Flächen würden dadurch verschwinden. Dies ist nicht unumstritten. Die Sorge vor einer höher werdenden Verkehrsbelastung und damit verbundenen Umweltbelastung macht sich breit.
Während meiner Bürgersprechstunde im Fischelner Rathaus höre ich häufig, dass die Bürger diesen Wandel aktiv mitgestalten wollen.
Ich beende meinen Gastbeitrag mit einem Zitat von Hanns Dieter Hüsch aus dem Buch „Am Niederrhein“: „Diese Gegend nimmt mir alle Endlichkeit, macht mich frei und lässt mir Zeit, alle großen Argumente zu ertragen.“