Sicherheit im Stadtarchiv: Vier Koffer für den Notfall

Das Stadtarchiv hat als elftes Institut in NRW das Set erhalten und sucht nun weitere Partner für einen Rettungsverbund.

Krefeld. Der verheerende Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar und der Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind zwei tragische Beispiele für den teils unwiederbringlichen Verlust von Kulturgütern. Es müssen aber nicht gleich solche Katastrophen sein, bei denen Unikate wie mittelalterliche Urkunden, historische Karten oder immer noch rechtsrelevante Akten einer Stadtverwaltung zerstört werden. Manchmal reichen ein durch ein heftiges Gewitter überfluteter Keller oder ein Rohrbruch aus, um wertvolles Kulturgut zu vernichten.

„Feuer und Wasser sind stets ein zentrales Problem. Dieses Thema ist schon immer in Archiven diskutiert worden“, sagt Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld. Vom Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland (LVR-AFZ) hat die Stadt Krefeld nun ein Notfallset im Wert von 1000 Euro erhalten.

Damit sollen die rund fünf Kilometer Aktenbestand des Stadtarchivs sowie historische Dokumente auch in anderen Krefelder Archiven und Kultureinrichtungen bei kleinen Schadensfällen gesichert werden. Die vier grauen Boxen sind bis an den Rand mit allerhand Utensilien bestückt: Helme, Staubmasken, Handschuhe, Gummistiefel, Taschenlampen, Stromkabel, Saugbarrieren, aber auch scheinbar einfache Gegenstände wie Lappen und Tüten. „Es sind vor allen Dingen zahlreiche Verpackungsmittel enthalten“, erklärt Markus Vieten, Mitarbeiter der Werkstatt für Papierrestaurierung beim LVR-AFZ. Er und seine Kollegen haben rund drei Monate über den Inhalt dieses Erste-Hilfe-Sets für Archive beraten und die Boxen zusammengestellt.

Die Verpackungsmittel benötigen Archivmitarbeiter bei einem Notfall unter anderem für feuchtes Papier. Denn Wasserschäden, wie Anfang 2011 in einem Aachener Archiv, sind die häufigsten Schadensursachen. „Je schneller die nassen Dokumente bei optimalen 18 Grad minus eingefroren und dann gefriergetrocknet werden, desto größer die Chance, diese zu erhalten“, sagt Vieten. Beim Gefriertrocknen in speziellen Instituten im Rheinland wird dem Papier das Wasser entzogen, so dass einzelne Seiten nicht „verblocken“, also miteinander verkleben. Gleichzeitig schützt es die Papiere vor Schimmelbefall.

„Das Konzept sieht eine flächendeckende Ausstattung von 28 Archiven im Rheinland vor, um so Kulturgut zu sichern“, erklärt Dr. Claudia Kauertz, Leiterin des Sachgebiets Archivberatung beim LVR-AFZ. Das Krefelder Stadtarchiv erhielt nun das elfte, bereits leicht modifizierte Notfallset. Weitere neun Archive bekommen in diesem Jahr ebenfalls eine solche Ausrüstung. Die verbleibenden acht Archive sollen 2013 ausgestattet werden.

Damit in einer Kommune auch andere Kultureinrichtungen und Archive von dem Set profitieren können, werden Notfallverbünde eingerichtet. Als ersten Partner hat das Stadtarchiv die Mediothek gewonnen. Für eine schnelle Gefriermöglichkeit im Rahmen des Notfallverbundes sucht das Stadtarchiv zudem noch eine Firma in Krefeld. Red