Wirtschaft Siempelkamp stoppt die Ausbildung

Maschinenbauer verzichten laut IG Metall Krefeld auf Jahrgang 2017. Technische Zeichner sollen ausgegliedert werden in neue Gesellschaft. Gewerkschaft warnt: „Kein gutes Signal für den Standort.“ Und das Management taucht ab.

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Krefeld. „Das ist gar kein gutes Signal für den Standort“, sagt Ralf Claessen und bestätigt die WZ-Recherche zu einem Aussbildungsstopp beim Traditionsunternehmen Siempelkamp. „Nach unseren Informationen wird der Jahrgang 2017 tatsächlich ausgesetzt.“

Claessen weiß auch über eine Abteilung mit zehn Technischen Zeichnern zu berichten, die in eine neue Gesellschaft überführt werden sollen, in der es weder eine Tarifbindung noch einen Betriebsrat gebe. „Ich fürchte“, sagt Claessen, „dass kleine Bereiche verselbstständigt werden sollen. Kein Tarif, keine gewerkschaftliche Organisation.“ Die Unternehmensleitung von Siempelkamp hat es trotz mehrerer Versuche der Kontaktaufnahme verpasst, zur aktuellen Entwicklung Stellung zu beziehen. WZ-Anfragen wurden ignoriert.

Claessen vermutet System: „Die jüngste Übernahme des Zerkleinerers Pallmann war nur der letzte Schritt einer längst kommunizierten Strategie, die mit Krefeld gar nichts zu tun hat. Trotzdem hat man sie so laut wie möglich nach außen getragen. Das waren wohl auch Nebelkerzen.“ Die verdecken könnten, dass es hinter den Kulissen des Maschinenbauers mächtig rumort. Nachdem Geschäftsführer Hans Fechner mit seinem Versuch gescheitert war, bei der Belegschaft den ausgehandelten tariflichen Zuschlag einzubehalten, ist der komplette Ausstieg aus dem Manteltarif noch lange nicht vom Tisch. Den hatte Fechner schon bei der letzten Betriebsversammlung im Herbst vorgestellt. Wie die Idee, mindestens 2017 keine neuen Azubis einzustellen. Das wird laut IG Metall nun also durchgezogen.

Die Entwicklung der Ausbildungsplatz-Angebote bei den Metallern in Krefeld ist insgesamt rückläufig in den letzten Jahren. Claessen: „2001 habe ich als Vorsitzender der IG Metall in Krefeld sowie den Kreisen Viersen und Kleve noch 450 Begrüßungsmappen für neue Azubis verteilt. 2016 waren es noch 268. Dabei ist der Ausbildungswillen in den Betrieben unterschiedlich stabil. Siemens etwa hielt 2015 immerhin noch 37 Azubistellen vor, 2016 waren es 35. Outokumpu hat die Anzahl von 24 im Jahr 2015 auf 12 im letzten Jahr halbiert, Siempelkamp reduzierte kontinuierlich im Bereich Maschinen- und Anlagenbau von zwölf in 2013 auf acht in 2016 und nun auf Null.

Claessen berichtet auch bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen von unterschiedlichen Entwicklungen. Bei einigen, die dem Manteltarif entweichen wollten, sei es gelungen, Firmentarifverträge auszuhandeln. Inklusive Ausbildungsverpflichtung. „Bei den Presswerken Krefeld, THK oder Volkmann müssen jedes Jahr mindestens vier Azubis eingestellt werden.“

Die Tendenzen zu Ausgliederungen bei Siempelkamp sieht Claessen mit Sorge. „Teile des Personalbereichs wurden schon verselbstständigt, damit aus dem Tarif genommen und sind ohne Arbeitnehmervertretung. Jetzt die Technischen Zeichner. Ich bin mal gespannt, wie die Beschäftigten darauf reagieren.“ Claessen ist jedenfalls davon überzeugt, dass der derzeitige Zulauf in die Gewerkschaft auch viel mit der Firmenpolitik zu tun hat.