Wunder von der Grotenburg So haben wir das Wunder erlebt
Das "Wunder von der Grotenburg" ist für viele Krefelder mehr als nur ein Fußballspiel.
Krefeld. Der 19. März 1986 war ein besonderer Tag für Krefeld, Uerdingen und Fußballdeutschland. Das legendäre Europacupduell Bayer Uerdingen gegen Dynamo Dresden zeigt uns noch heute, dass das Spiel mit dem runden Leder mehr sein kann als „nur“ Sport.
Es zeigt, dass der Fußball schier unglaubliche Geschichten schreiben kann. 22 000 Fans strömten heute vor 30 Jahren in die Grotenburg. Einer von ihnen war Paul Rogowski. „Die erste Halbzeit war schlichtweg niederschmetternd“, erinnert er sich. Für die Szenen nach der Halbzeitpause fällt es ihm auch heute noch schwer, Worte zu finden. „Es war faszinierend, dramatisch, einfach für alle unfassbar.“
Nicht alle hatten das Privileg, das Wunder im Stadion zu erleben. Horst Kunold verfolgte das Spektakel in seinem Wohnzimmer und habe kaum glauben können, welche unglaubliche Aufholjagd da auf dem Röhrenfernseher zu sehen war.
„Das hätte nach der ersten Halbzeit doch kein Mensch für möglich gehalten“, sagt er. Mit Hochspannung verfolgte Kunold, wie sich das Blatt wendete und seine geliebten Funkel-Brüder und Co. einem höchst überraschenden Sieg entgegen stürmten.
Markus Elger war 17 Jahre alt, als er ebenfalls den Fernseher einschaltete, um das Spiel der Uerdinger zu verfolgen. „Damals habe ich noch in Neukirchen-Vluyn gewohnt, aber man hat immer mit den Mannschaften vom Niederrhein mit gefiebert.“ Für ihn, der selber passionierter Fußballspieler war, sei es natürlich ein „tolles Erlebnis“ gewesen. „Die Uerdinger waren zur Halbzeit tot und sind dann in der zweiten Halbzeit wiederauferstanden.“ Der gebürtige Uerdinger
Hermann-Josef Busch erinnert sich gerne an die „goldenen Zeiten“ von Bayer Uerdingen. Er saß mit Freunden vor dem heimischen Radio, um das Europacup-Viertelfinale zu verfolgen. Riesenstimmung auch in den Wohnzimmern „Bei uns in Uerdingen war eine Riesenstimmung, man hatte schließlich schon alles aufgegeben“, erinnert er sich an Szenen nach der irrwitzigen Aufholjagd. Zuvor musste er hören, dass „viele Zuschauer nach der ersten Halbzeit enttäuscht die Grotenburg verlassen hatten“, weil sie nach der 0:2-Pleite in Dresden und einem 1:3-Rückstand zur Pause die Hoffnung aufgegeben hatten.
Heinz-Peter Pannhausen verließ enttäuscht das Stadion, fuhr mit dem Auto nach Hause, um dann doch noch einmal den Fernseher anzuschalten. Er konnte seinen Augen kaum trauen.
„Ich habe mich richtig geärgert. Viele Leute sind gegangen und haben sich gedacht, da passiert nichts mehr, es war sehr ärgerlich“, sagt Pannhausen. Zeitgleich befand sich auch Werner Gollnick auf dem Weg nach Hause.
Zusammen mit seiner Frau stand er schon auf dem Parkplatz, als sie Anfang der zweiten Halbzeit die Jubelstürme in der Grotenburg hörten. Nach kurzer Überlegung gingen sie wieder ins Stadion zurück, „alles richtig gemacht“, sagt Gollnick heute dazu. „Es war ein super Spiel, im Fußball ist alles möglich.“