Hitzeinseln und Belüftung So lässt sich das Klima am Von-der-Leyen-Platz verbessern
Krefeld · Essener Forscher legen eine Klimaanalyse über den Von-der-Leyen-Platz im Rathaus vor. Das sind die größten Probleme.
Krefeld hat schon vor Jahren den Klimanotstand ausgerufen, die Stadt will bereits 2035 klimaneutral sein – ein ehrgeiziges Ziel. Ein Bestandteil der Strategie ist die Klimaanalyse. Die wurde zuletzt 2003/04 umfassend vorgenommen, angesichts des Klimawandels ist eine Neufassung also dringend erforderlich. Im Sommer gewinnt das Thema Hitze in den letzten Jahren auch hierzulande eine besondere Bedeutung. Wo sind echte Hitzeinseln in der Stadt, wo mangelt es an Durchlüftung, wo fehlt es an Grün? Auf Antrag der CDU hat die Stadt jetzt den zentralen Von-der-Leyen-Platz vom Essener Unternehmen „Envi-Met“, das sich auf die Analyse des Stadtklimas spezialisiert hat, untersuchen lassen. Am Donnerstag wird Professor Michael Bruse von Envi-Met die Studie in einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Planungsausschuss vorstellten. Hier vorab zentrale Ergebnisse.
Das Ziel war die Analyse der mikroklimatologischen Verhältnisse auf dem Von-der-Leyen-Platz und den angrenzenden Straßenbereichen unter den Bedingungen eines heißen Sommertages – dies war der 15. Juli, an dem es einen wolkenlosen Himmel gab und die Temperaturen in der Spitze 36 Grad Celsius erreichten. Die Frage war, wie sich unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten dieses Platzes auf das lokale Mikroklima und den thermischen Komfort auswirken.
Auswirkungen wurden in drei Szenarien durchgespielt
Dazu wurden drei Szenarien betrachtet: Die aktuelle Gestaltung des Platzes nach dem Umbau; die Optimierung durch kleinskalige Begrünung in Form beweglicher vertikaler Grünstrukturen; die maximal denkbare Begrünung mit der Anlage einer Rasenfläche und zahlreichen Baumneupflanzungen auf der Platzachse sowie den angrenzenden Straßen vorgenommen.
Es zeigte sich, dass das Windfeld und somit die Durchlüftung auf dem Von-der-Leyen-Platz aufgrund der geringen Größe und der angrenzenden dichten Bebauung eher schwach ausgeprägt ist – mit mauen Windgeschwindigkeiten. Dies ist, so die Gutachter, beim typischerweise vorherrschenden Westwind, der Platzgeometrie geschuldet und kann nur wenig beeinflusst werden. Mit Hilfe von vertikalen Begrünungselementen ist keine spürbare Verbesserung zu erzielen und auch im maximalen Begrünungsszenario verringert sich der Wind um zehn Prozent auf 70 Prozent der Windgeschwindigkeit. Allerdings sei der hier zu beobachtende Düseneffekt auch nicht so signifikant, dass ein Eingriff dringend geboten wäre, so die Studie.
Bei der Analyse der Lufttemperatur um 14 Uhr ergab sich, dass der Platz leicht kühler ist als die umgebenden Straßenzüge, was im Wesentlichen auf die „Abschattung“ durch die Randbebauung zurückzuführen sei. Bei einer moderaten Umgestaltung lässt sich wiederum ein Effekt auf die Lufttemperatur kaum nachweisen. Denn die durch die vertikalen Pflanzenelemente verursachten Veränderungen sind viel zu gering, als dass sie die Temperatur spürbar beeinflussen könnten.
Das freilich sieht anders aus im Szenario mit der maximalen Begrünung in dem Bereich. Denn dann lässt sich sowohl in den begrünten Straßen als auch auf dem Platz selbst eine Reduzierung der Temperatur um bis zu 1,43 Grad nachweisen, auf dem Platz selber zwischen 0,3 und 0.7 Grad Celsius.
Fazit von Professor Bruse: Durch die bauliche Rahmensituation ist der Von-der-Leyen-Platz an vielen Stunden des Tages zumindest teilbeschattet, so dass er sich etwas kühler als die umgebenden Innenstadtgebiete darstellt. Durch das Einbringen vereinzelter vertikaler Begrünungsstrukturen lässt sich zwar keine nachhaltige Veränderung der thermischen Situation erreichen, sie werteten den Platz aber zumindest gestalterisch auf und erhöhten die Aufenthaltsqualität. Mit extensiver Begrünung, auch über den eigentlichen Platzbereich hinaus, könne hingegen eine „deutliche Verbesserung des thermischen Komforts“ erreicht werden. Nun liegt es an der Politik, ob und welche Konsequenzen aus diesen Ergebnissen gezogen werden.