So trotzen die Krefelder der Kälte
Die Westdeutsche Zeitung hat sich bei Passanten und Geschäftsleuten umgehört, wie sie mit den frostigen Temperaturen umgehen.
Stadtteile. „Ich finde es schön, dass es so kalt und sonnig ist. In der Kombination kann ich damit dick eingepackt gut umgehen“, sagt Karin Mecklenburg, die gerade am Krefelder Stadtmarkt vorbei schlendert. Ihr Gesicht schaut unter einem dunklen Filzhut hervor. Ihr Kinn wird von einem bunten Schal bedeckt. Dazu trägt sie zwei Paar Handschuhe übereinander. „Unter dem Mantel trage ich mehrere Schichten im Zwiebellook“, erklärt sie. Eine solche Kälte habe sie den ganzen Winter noch nicht erlebt. „Ich sehe es als Abhärtung. An Weihnachten mache ich eine Hurtigruten-Postschifffahrt in Norwegen. Dort wird es um die minus 20 Grad kalt sein.“
Gestern liegen die Temperaturen in der Krefelder Innenstadt tagsüber zwischen minus zwei und minus fünf Grad. Ein Skandinavier würde bei solchen Temperaturen wohl die Jacke lüften. Doch viele Krefelder hört man an diesen Tag über die Kälte fluchen. Man ist es einfach nicht gewohnt, wenn die Null-Grad-Marke unterschritten wird. Heute ist es noch mal richtig kalt. Doch bereits ab morgen steigen die Temperaturen langsam, und am Wochenende sieht die Welt schon wieder viel wärmer aus. Dennoch kein Wunder, dass die Innenstadt derzeit nicht sonderlich gut besucht ist.
„Frostbeulen sollten zuhause bleiben“, empfiehlt Karl Josef Tillmann, der draußen unter einem Heizstrahler des Bistros Franken sitzt. „Unter dem Strahler geht es. Ich versuche immer draußen zu sitzen“, sagt er. „Sonst ist um diese Zeit schon mehr los“, erzählt Robin Reiners, der im Bistro arbeitet. Er und seine Kollegen stehen den ganzen Tag in der offenen Bistroküche. Zum Glück gibt es Heizstrahler und eine Fußbodenheizung, so sei es erträglich. „Aber es ist schon merklich kälter“, sagt Robin Reiners. Katastrophal für das Geschäft sind die wenigen Grad unter null jedoch nicht. „Samstags stellen wir extra Heizpilze auf, und dann sind die Stehtische auch rundherum voll“, berichtet Simone Reiners, die ebenfalls im Bistro arbeitet.
Auch Petra Schulz, Inhaberin der Suppenküche „Suppkultur“ am Stadtmarkt, vermisst einige Kunden an diesem Tag. „Aber es ist schon besser als erwartet, einfach insgesamt etwas weniger los. So schlimm ist es aber auch nicht. Nur der Wind ist echt fies“, sagt sie. Problematisch ist eben dieser Ostwind jedoch für den Floristenmeister Tim Peerenboom, der den Blumenladen „Narziß und Goldmohn“ betreibt und Meister des Stadtmarktes ist. „Wir können die Temperatur trotz Heizstrahler nicht über dem Gefrierpunkt halten, und deshalb muss ich den Laden jetzt schließen. Andernfalls würde die Qualität der Blumen leiden“, erklärt er. Mit einem Infrarotthermometer misst er die Bodentemperatur: minus 2,4 Grad Celsius. „Gegen die Kältestrahlung des Bodens kommen wir nicht an“, erläutert Peerenboom und beginnt gegen Mittag, den Blumenstand abzubauen, um insbesondere empfindliche Blumen wie Rosen in Sicherheit zu bringen. „Tulpen sind nicht so kälteempfindlich und Winterblumen ohnehin nicht. Auch ein bisschen Frost ist in Ordnung. Aber wenn es wirklich friert, gehen sie einfach kaputt.“
Im Innern des Stadtmarktes werden Obst und Gemüse verkauft. Auch diese Lebensmittel würden durch die Außentemperatur in Mitleidenschaft gezogen werden. „Glücklicherweise ist der Markt überdacht, und wir können Rolltore schließen. Auf diese Weise schaffen wir es, die Innentemperatur über dem Gefrierpunkt zu halten. So ist auch die Qualität der Südfrüchte nicht gefährdet, und die Lebensmittel können ganz normal verkauft werden“, so Peerenboom.