Stadt hat selbst für Diskussion gesorgt
Nicht jedes Jucken ist gleich Krätze. Man müsse deshalb den Ball flach halten, Panik vermeiden, sagte am Freitag Gesundheitsdezernent Manfred Abrahams. Er kann aber auch nichts anderes sagen, denn die Stadt hat durch den späten Gang an die Öffentlichkeit dafür gesorgt, dass sich Eltern Sorgen machen und nachfragen.
Dass Fälle auf eine Schule beschränkt bleiben, ist vielleicht medizinisch erklärbar - für den Laien, sprich die meisten Eltern, aber ohne Erläuterung nicht nachvollziehbar. Kinder unterschiedlicher Einrichtungen treffen sich nachmittags beim Spielen, auf Geburtstagen oder beim Sport. Wieso müssen dann nur Kinder betroffener Klassen zum Arzt?
Krätze hat immer noch einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft als beispielsweise Läuse, die fast "anerkannt" sind - aber eben viel häufiger auftreten. Das ist leider so. Man habe eine Stigmatisierung der Schule und der erkrankten Kindern verhindern wollen, so die Rechtfertigung der Stadt. Deshalb drang kaum etwas nach außen. Doch wenn immer wieder betont wird, dass Krätze nicht ausschließlich mit einem Hygienemangel zu tun habe, dann hätte die Stadt offener mit der Problematik umgehen können und müssen. Deshalb steht der Vorwurf im Raum, den Abrahams nur ungern hört: Dass man doch etwas verbergen wollte. Das gilt auch für die weiteren (Einzel-)Fälle an den anderen Schulen, die - wieder medizinisch gesehen - wahrscheinlich nicht in Zusammenhang mit den ersten gemeldeten Erkrankungen stehen. Bei Eltern, die sich um ihren Nachwuchs sorgen, wird aber genau dieser Eindruck erweckt.
Das richtige Abwägen bei einem Thema wie Krätze ist schwierig. Doch Informieren ohne Prangerwirkung wäre möglich gewesen - und die Verwaltung hätte ganz von allein den Ball flach gehalten. Denn eins darf man nicht vergessen: Krätze ist meldepflichtig und unangenehm, aber nicht wirklich gefährlich.