Bockum Oldtimer-Treffen: Wenn alte Schätzchen Gesprächsthema sind
Rolls Royce, Riley, Chevrolet und auch das Arbeitspferd Unimog — auf der Rennbahn kamen die Oldtimerfreunde auf ihre Kosten.
Krefeld. Während seine Ehefrau Elke mit dem ockerfarbenen Sportwagen MGB GT, Baujahr 1973, anreist, lässt es diesmal Willi Terlinden etwas ruhiger angehen. Er ist mit dem Rad gekommen, zeigt auf sein altes Gritzner-Zweirad, das er nach der Wende in der ehemaligen DDR auf einem Schrottplatz gefunden hatte. „Das ist auch ein Oldtimer, nämlich aus dem Jahr 1924“, sagt der Tüftler.
Hingucker sind aber gestern die annähernd 200 motorisierten und größtenteils historischen Zwei-, Drei- und Vierräder. Einmal mehr haben die Eheleute Terlinden beziehungsweise die Oldtimerfreunde Egelsberg an der Galopprennbahn ein Treffen organisiert, so wie sie dies seit dem Jahr 2000 tun. Man kennt sich seit langem.
Gerade winkt bei der Anreise aus seinem schwarzen Chevrolet Superior Hans Lichtenberg einigen seiner Freunde mit dem Käppi zu. Der Senior und Krefelder Reitstallbesitzer ließ sich von seinem 60-jährigen Sohn Harald chauffieren. Die „Baujahre“ von Lichtenberg Senior und des Cabriolets mit seinen Original-Holzspeichenrädern sind nahezu identisch: Das Baujahr des historischen Fahrzeuges, das an die Zeiten des Gangster-Pärchens Bonnie und Clyde erinnerte, ist 1923, das von Hans Lichtenberg 1922. „Ich habe früher Kutschen gesammelt und den Wagen irgendwann einmal zwischen alten Postkutschen entdeckt“, sagte der heute 93-Jährige.
Die Oldtimerfreunde kommen mit ihren Altertümchen teilweise von weit her. MS, WES, E, GE oder W stehen unter anderem vorne auf ihren Nummernschildern. Aus Kleve ist Dr. Hannes Goldberg mit seinem weinroten Mercedes 280 SE angereist. Der Mercedes-Freak, der noch andere Fahrzeuge hat, stellt den nahezu 50 Jahre alten Oldtimer mit 170 PS unter der Haube vor. „Davon dürfte es noch rund 1100 Fahrzeuge geben, laut letztem Wertgutachten ist er 70 000 Euro wert, aber ich werde ihn erst einmal nicht verkaufen“, meint der Sammler.
Es ist aber nicht nur der Mercedes-Stern, so auch beim 220 S des ehemaligen Krefelder Klempnermeister Fritz Keller (77), den die Fahrzeuge vorne auf der Haube haben. Beim Riley Cabriolet (Baujahr 1934, 38 PS, in Elfenbeinfarbe) des Industriedesigners Günter Ladda (70) aus Oedt ist eine Skifahrerin die kleine Kühlerfigur. „Wohl deshalb, weil die Fahrzeuge in den 1930er-Jahren einige Male die schwere Alpen-Rallye gewonnen hatten“, vermutet Ladda.
Und beim schicken Rolls Royce, in den Farben royal-blau und silberfarben lackiert, des Krefelder Orthopädie-Schuhmacher-Meisters Günther Grifka ist es in fliegender Pose und mit wallendem Gewand die „Emily“. Sie war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Geliebte eines schwerreichen Autonarrs und Lords gewesen. Jedenfalls kann auch dieser Wagen von Grifka zu luxuriösen Auftritten, zum Beispiel für den Hochzeitstag, mitsamt „Emily“ angemietet werden.
Außerdem kommen zahlreiche historische Motorräder, von Suzuki bis zur Harley Davidson, mit ihren Lenkern auf eine kurze oder längere Stippvisite vorbei. Unüberhörbar ist der Sound einiger Ferraris. In einem (Ferrari 328 GTS) sitzt gerade Hans Terhuven, der ebenfalls ein Autonarr ist und viele Jahrzehnte in der Krefelder Autobranche eine sehr gute Adresse war. Eine seiner besten und ältesten Karossen hat der heute 79-Jährige diesmal zuhause gelassen: ein seltenes Horsch Sport-Cabrio aus dem Jahr 1937.
„Nur gucken - nicht anfassen“, steht an einigen Fahrzeugen dran. Inmitten der vielen alten Käfer, Thunderbirds, Lloyds, Alfa Romeos oder Sunbeams fällt unter anderem noch ein oliv-grüner Unimog des Wegbergers Wolfgang Mennen (51) auf. „Das etwa 61 Jahre alte Fahrzeug war früher bei der französischen Armee im Einsatz, hat eine Schneefräse gezogen, die die Wege freigeräumt hatte“, erklärte Mennen, der hauptberuflich Ausbildungsleiter der Krefelder Kfz-Innung ist.