Eierkippen in Krefeld-Uerdingen Bunte Eier im Härtetest
Uerdingen · Beim Eierkippen treten 100 Teilnehmer bei „Spitz op Spitz und Bol op Bol“ gegeneinander an. Unsere Autorin hat erfahren, was den Ostereier-Wettkampf in Uerdingen ausmacht.
Die „Munition“ liegt knallbunt gefärbt auf gestapelten Palletten oder ist in Kartons verpackt. Sie wartet auf die „Kämpfer“. Diese treten vom Kita-Kind bis zum Senior altersübergreifend gegeneinander an. Rund hundert Anhänger des traditionellen Eierkippens haben sich Ostersonntag auf Einladung des Uerdinger Heimatbundes auf dem Historischen Marktplatz eingefunden. Alle haben die „Munition“ in Form von gekochten Ostereiern in der Hand. Sie glänzen in der Sonne.
Oberbürgermeister Frank Meyer pflegt alte Bräuche
Zuerst treten zwei „Große“ gegeneinander an: Oberbürgermeister Frank Meyer pflegt als früherer Uerdinger mit der Familie Kindheitserinnerungen und den Brauch als Privatmann. Gegner ist Heimatbund-Vorsitzender Elmar Jakubowski. Sie haben sich für ein blaues und ein rotes Ei entschieden — es sind die Uerdinger Farben. Ernüchtertes Urteil des Vorsitzenden: „Ich habe in allen drei Kategorien verloren. Das Ei geht an den Gegner.“
Bei den drei Möglichkeiten, die Eierschale des Kontrahenten im Ostereier-Zweikampf zu zerstören, gilt es, die Hühnerprodukte zuerst mit den Spitzen aneinander zu schlagen, dann mit den gerundeten Seiten. Das heißt: „Spitz op Spitz und Bohl op Bohl.“ Das eingedrückte Ei wechselt dann den Eigentümer. Wer davon noch nicht genug hat, kann beim Strützel-Ei auch noch die Seiten aufeinander kicken.
Schokohasen als Trost
für den Verlierer
Colin Justen (10) geht auf den Oberbürgermeister zu: „Ich will es gegen ihn mal versuchen.“ Auch der kleine Junge verliert. Glücklicherweise hat er morgens schon zu Hause Schokohasen und Bücher gesucht und gefunden.
Udo Stört ist einer von zehn Verantwortlichen des Heimatbundes, die an diesem Morgen aktiv sind. Er verkauft die knallbunten Eier für 25 Cent, die seinem Verein zugutekommen. „Der Verkauf läuft prima bei diesem schönen Wetter“, sagt er. „Wir haben 720 Eier eingekauft. Die gehen alle weg. Es sind vor allem viele Kinder hier, die den Brauch aus dem 19. Jahrhundert pflegen.“
Es seien dieses Jahr sogar Leute aus Köln angereist, die den Uerdinger Brauch aus Kindheitstagen kennen, erzählt er weiter.
Viele Familien kommen zum Eierkippen nach Uerdingen
Peter Achten ist mit zehn Familienmitgliedern — wie so oft — zum Eierkippen gekommen. Er kauft zehn neue „Siegereier“. 20 haben schon, leicht angeschlagen, den Besitzer gewechselt. Seine Frau Elke hat fünf Osterbrote im Korb: „Mein Mann hatte gestern Geburtstag. Wir werden heute noch im Garten feiern und grillen. Der Stuten schmeckt lecker mit Butter und Käse.“ Noch stehen sie zusammen mit den vielen Besuchern und Kirchgängern in der Sonne, treffen Bekannte, klönen und „bewundern“ so manches „Matschei“ nach misslungenem Härte-Test.
Das Osterbrot des Uerdinger Heimatbundes ging überhaupt weg wie warme Semmeln. „Wir sind ausverkauft“, freut sich Jakubowski nach kurzer Zeit. „Wir haben 150 Brote und Stütchen abgegeben.“ Olivia (6) hat ein kleines süßes Brot in der einen Hand und in der anderen ein Ei. So gut gerüstet will sie mit ihrem pinkfarbenen Ei gegen ihren Opa Werner gewinnen.
Katrin und Patrick Wünsche treten gegen alle an, die sich anbieten. „Das machen wir, seitdem wir Kinder sind.“ Er outet sich als Profi. „Die Farbe ist nicht wichtig, aber die Spitzen müssen gut ausgebildet sein, dann ist die Schale dicker, dann habe ich ein Gewinner-Ei.“ Sie hütet die sieben Wochen alte Tochter Evelynn: „Es ist heute unser erster gemeinsamer Ausflug. Der geht natürlich zum Eierkippen.“