Als Fußballspielen noch „Kimmen“ hieß
Der 90-jährige Theo Kahles besitzt Fotos und Dokumente aus den Jahren 1871 bis 1935 und mehr als 60 Filmkassetten.
Fischeln. Theo Kahles, kürzlich 90 geworden, spricht es deutlich aus: „Das hohe Alter macht ein wenig einsam.“ Doch er hat die „Wunderwaffe“ Erinnerung parat. Der im April 1922 an der Schwertstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs Geborene hat dafür gesorgt, dass seine Lebensstationen „festgehalten“ sind.
Als kleiner Junge hat er schon Alben angelegt und später über Familie, Berufliches und Urlaube umfangreiche Filme gedreht. Heute zeigt er auf die große Schrankwand im Wohnzimmer auf dem Hanninxweg in Fischeln. Hinter der rechten Schranktür verbergen sich rund 60 Filmkassetten, links die DVDs.
Der rüstige Senior, der mit seiner wenige Jahre jüngeren Frau Inge schon die Diamantene Hochzeit feiern konnte, hat besonders das dreibändige Familienalbum ins Herz geschlossen. Es enthält Fotos und Dokumente von 1871 bis 1935. Die meisten Bilder zeigen seine Großmutter Anna Gertrud Dols, die am Mühlenfeld/Ecke Marienplatz bis 1930 einen Tante-Emma-Laden betrieb. Es hat ihn als Kind sehr beeindruckt, dass alle Waren abgefüllt wurden. Mehl und Zucker kamen aus dem großen Sack in die Tüte, Öl und Essig wurden in Gläser und Flaschen abgefüllt.
Auf ein Bild macht er immer wieder aufmerksam, das Gruppenfoto. Mit ihm sind weitere 41 Kinder vor dem Laden zu sehen. „Damals hatte man viele Kinder. Die 42 auf dem Foto stammen von nur sechs Familien“. Auch von den Spielen seiner Jugend schwärmt Kahles: Völkerball und Hinkeln, Messerstechen und „Kimmen“, wie das Fußballspiel damals hieß. Mit dem Lappenball machte es große Freude, denn die Straße gehörte ja nur den gegnerischen Mannschaften.
Mit seinem Freund Fritz Severenz, zehn Jahre jünger, verbindet Kahles viele berufliche Erinnerungen. Er selbst war 25 Jahre lang Betriebsleiter bei der Firma Küsters auf der Gladbacher Straße. Dort hat er die „schwimmende Walze“ für Kalander mit entwickelt. Sein Freund Fritz, Gießereifachmann, war für das Rohmaterial zuständig. Noch heute heißt es oft „Wetts do noch?“. Nicht selten blicken beide gemeinsam in die Alben. Und Ehefrau Inge sorgt mit einem Stückchen Kuchen für Stimmung.