Sammlerin: Ihre Träume sind aus weißem Zucker
Helma Dürrwald sammelt Zuckertüten aus aller Welt. Die 63-Jährige hat sie sorgsam nach Größe, Form und Herkunftsort sortiert.
Fischeln. Wer Helma Dürrwalds Wohnung betritt, kommt an dem Regal mit den fünf großen Sammlerkästen nicht vorbei. Zahlreiche Dosen und Schachteln liegen dort, alle ordentlich gestapelt und sortiert.
Eine große Glasvase ist randvoll mit Zuckertütchen gefüllt. Helma Dürrwalds liebt die weißen Kristalle - und vor allem deren Verpackung.
Mehr als 10000 Würfel, Tütchen und Sticks hat sie insgesamt bis heute gesammelt. Darunter auch ein paar doppelte. Die Einzelexemplare belaufen sich auf auf satte 6000 Stück. Die ältesten Zuckerwürfel sind 30 Jahre alt. Wie man zu so einem außergewöhnlichen Hobby kommt?
"Das weiß ich gar nicht mehr so genau", sagt die 63-Jährige. Anfangs habe sie die Zuckerwürfel aus Cafés, Restaurants oder Hotels als kleine Souvenirs mitgenommen. Irgendwann ist die Marotte zur Leidenschaft geworden.
Die kleinen weißen Würfel sind in Papierchen gewickelt, die mit Sternzeichen, Sportarten, Tieren, Pflanzen und sogar Komik-Motiven bedruckt sind. "Die Franzosen und Belgier sind am kreativsten", erzählt die Fischelnerin. Dort gebe es auch ganze Zuckertüten-Serien, die von Künstlern gestaltet werden.
Schön säuberlich ist der Zucker nach Größe, Form und Herkunftsort sortiert. Helma Dürrwald hat Tüten aus China, Ägypten, Argentinien, Russland, Ungarn und fast allen europäischen Ländern in ihrer Sammlung.
"In den meisten Ländern bin ich selber noch nie gewesen", erzählt die ehemalige Floristin. Doch ihr Hobby hat sich herumgesprochen: Freunde und Verwandte bringen von ihren Reisen stets ein Stückchen Zucker mit.
Seit Kurzem hat sie eine neue Bezugsquelle entdeckt: die Europäische Gemeinschaft der Zuckersammler (EGZ). Zu den Tauschtagen kommen Leute aus aller Welt. Im August diesen Jahres war sie zum ersten Mal bei einem Treffen. Zusammen mit ihrer Tochter Anita ist sie nach Ludwigshafen gereist.
"Es war ganz schön befremdlich. Die Leute gehen an den Ständen vorbei und nehmen sich, was ihnen gefällt oder in ihre Sammlung passt." Bei ihrem ersten Rundgang hat sich Helma Dürrwald geschämt: "Ich kann den Leuten doch nichts wegnehmen ohne etwas dafür zu bezahlen." Beim zweiten Treffen im Oktober in Eindhoven hatte sie sich bereits daran gewöhnt.
Die Raritäten bewahrt sie sorgsam in einer Vitrine auf. Das sind Zuckergipfel und -blumen. Ihr absolutes Lieblingsstück ist ein übergroßer Zuckerwürfel aus Russland und ein Stück Zucker in Schiffchenform, vermutlich aus Belgien.
Es gibt viele Exemplare in ihrer Sammlung, die noch nicht sortiert oder einem Land zugeordnet sind. "Es ist eine Wissenschaft für sich und sehr zeitintensiv", erzählt sie.
Doch sie kann sich stundenlang ihrer Leidenschaft widmen. Auch wenn viele Kästen und Dosen bereits bis zum Rand gefüllt sind und dringend neue her müssen, ist Helma Dürrwald noch lange nicht fertig mit ihrer Sammlung.
Demnächst möchte sie neben dem Zucker auch Artikel sammeln, die mit Zucker zu tun haben: Ein Zuckergipfel aus Plüsch, ein Zuckerauto, eine Zuckeruhr und was es sonst noch so gibt, das die Zuckerhersteller der Welt anbieten. Sie habe noch viele Zuckerträume.