WZ-Mobil am Saxhof: Die Ängste aber bleiben
Sorgen wurden laut am WZ-Mobil bei der Sanierungsbaustelle Obergath/Saxhof.
Krefeld. Die zweite Woche des Bodenaustausches in den ehemaligen Gärten der Siedlung Am Saxhof/Obergath ist vorüber. Doch Ärger und Ängste der Betroffenen und der Nachbarn dauern an. Ob alle Skepsis nach Abschluss der 20 Wochen dauernden Sanierung für 3,7 Millionen Euro beendet sein wird, ist eher fraglich.
Das ist das Fazit der Meinungen, die am WZ-Mobil geäußert wurden. Ulrich Hahnen, in dessen Wahlkreis Stahldorf und Königshof gelegen sind, verriet den Nichtwissenden unter den Anwohnern, dass die Stadt den betroffenen Eigentümern 100 000 Euro für jedes der etwa 35 Jahre alten 22 Reihenhäuser geboten hat — nachdem die Verwaltung anfangs überhaupt nichts zahlen wollte, weil eine „30-Jahres-Frist“ abgelaufen sei.
Dieter Gätzschmann und seine kürzlich verstorbene Frau haben ihr Haus an der Obergath-Stichstraße vor sieben Jahren gekauft. „Schon zum damaligen Zeitpunkt waren der Stadt und dem Notar bekannt, auf welcher Altlast das Haus steht“. Aber nach der damaligen Rechtslage sei der Notar nicht verpflichtet gewesen, das Ehepaar über die Bodenverhältnisse aufzuklären. „Die Rechtslage hat sich inzwischen geändert“, weiß der selbstständige Handwerker, „aber verkaufen kann ich das Haus heute nicht mehr, denn ich muss ja den Kaufinteressenten informieren.“
Als Mutter von drei Kindern hat Serpil Kurt andere Sorgen. Sie wisse zwar, dass das Gift der früheren Großreinigung Froitzheim aus der Erde geholt werden müsse, „aber durch die Bauarbeiten ist mir der Garten genommen worden“. Und zwar für lange Zeit. Natürlich störe sie auch der Lärm.
Genauso deshalb sind Mehmet Gündogdu und Helmut Ferlings (beide Obergath 184, nur 50 Meter vom der Grubenrand entfernt) zum WZ-Mobil gekommen. „Mein Sohn und ich sind Schichtarbeiter bei Thyssen Krupp-Nirosta. Nach der Nachtschicht ist an Schlaf nicht zu denken“, schimpft Gündogdu. „Schon um 6.15 Uhr fangen die an. Die von der Wohnstätte gewährte Ermäßigung von 15 Prozent auf Miete und Nebenkosten kann den verlorenen Schlaf nicht ersetzen. 90 Euro im Monat“.
Helmut Ferlings klagt über den Staub, der von der Baustelle ins Haus weht, über undichte Flanschstücke an einem Absaugrohr, über notdürftig um die undichte Stelle gewickelte Lappen. Ferlings: „Und jeden Morgen wird mit dem Vorschlaghammer der Zementsilo bearbeitet, damit sich festgebackene Stücke lösen.“ Beschwert habe er sich bei der Bauleitung schon, genützt habe es aber nicht.
„Genervt“ von der Baustelle ist auch Anja Hüncke. Sie ärgert sich über den Schmutz und darüber, dass „ich mein Auto ständig waschen muss“. Für sie ist der Alptraum bald vorbei: „Ich ziehe weg“.
Thomas Holzknecht befürchtet, dass das Grundwasser nachhaltig verunreinigt ist: „Das Gift muss sofort aus dem Boden“. Die derzeitige Auskofferung hält er für unzureichend. „Das ist doch alles Jahre lang versickert, es müsste eine viel größere Fläche ausgekoffert werden.“ Eine Meinung, die übrigens mehrere Bewohner dieses Quartiers teilen, vor allem die, die sich noch an die Grpßreinigung Froitzheim erinnern können, die 1972 eingeebnet wurde.
So wie Heinz Fladt, Rentner, ein alter Stahldorfer und vor Jahren Mitglied der für diesen Stadtteil zuständigen Bezirksvertretung Fischeln, die er verlassen hat, „weil ich parteipolisch nicht auf Linie gebracht werden wollte“. Fladt wohnt etwa 250 Meter von der Altlasten-Baustelle entfernt. „Die Stadt wusste schon lange davon. Sie hat erst gehandelt, als Betroffene mit dem Anwalt drohten.“
Es habe an der Ehrlichkeit gefehlt, den Bürgern von vornherein die Wahrheit zusagen. Fladt sorgt sich um die Kinder der benachbarten Schule: „Der Wind hat das Gift in alle Richtungen verteilt. Die Kinder müssen über die Jahre was abbekommen haben“. Fladt erinnert daran, dass der Architekt, der die Reihenhäuser bauen ließ, die Grube für sein eigenes Haus am Saxhof tiefer ausheben ließ als die der anderen Bauherren. Darüber hatten sich in den 70er Jahren Nachbarn gewundert.