Drogerie "Am Konvent 10": In Hüls arbeitet der Mann, der alles weiß
Josef Lawaczeck führt seit 70 Jahren die Drogerie „Am Konvent 10“. Die Suche nach einem Nachfolger blieb bisher erfolglos.
Hüls. Als Anton Schlecker 1975 sein Unternehmen gründet und beginnt, eine Drogeriekette in Deutschland zu etablieren, steht der Hülser Josef Lawaczeck schon seit 33 Jahren hinter dem Tresen seiner Drogerie „Am Konvent 10“. Knapp 40 Jahre später ist Schlecker pleite, doch der 87-Jährige berät seine Kunden immer noch.
Beim Betreten des Ladens lassen die Kunden Hektik und Schnelllebigkeit draußen. Der Aufenthalt in dem Geschäft kommt einer Zeitreise gleich. Lawaczeck führt das Geschäft in dritter Generation. Die Regale stammen noch aus dem Jahr 1905. Als er das Geschäft 1942 von seiner Tante erbte, war er gerade mal 17 Jahre alt. Davor gehörte es seinem Großvater, der es als Apotheke führte. Zuletzt renoviert hat Lawaczeck seinen Laden 1945, nachdem ein amerikanischer Panzer in die Schaufenster gekracht war.
Am Samstag wird der Drogist 88 Jahre alt. Für viele Hülser gehört er einfach dazu. In seinem Laden ist (fast) alles zu finden, was man in einer Drogerie sucht. Aber seit es die Ketten gibt, rentiert sich das Geschäft nicht mehr. „Na ja, unser Einkaufspreis liegt oft höher als der Verkaufspreis bei den Ketten“, erklärt er. Ein Besuch lohnt sich trotzdem. In allen Bereichen kann Lawaczeck mit seinem Fachwissen punkten. Es entsteht das Gefühl: Der Mann weiß alles.
Es gibt auch einiges zu entdecken, unter anderem die energiestärkende „Scho-Ka-Kola“ oder auch den Kassenschlager „Buttermilchseife“. Qualität ist das Aushängeschild von Lawaczeck. Die bringen auch der ausgewählte Bienenhonig aus dem anliegenden Ortsteil Orbroich, die Rabenhorst-Säfte und Mittel zur Hausweinbereitung mit sich. Tomatendünger, Bienenwachskerzen, Kölnisch Wasser, Kämme, Schuhsohlen, Papageiensteine, Schädlingsbekämpfungsmittel — das Angebot bietet Anlass zum Staunen.
Dennoch, durch den Preiskampf großer Drogeriemarktketten in der Umgebung und fehlende Parkmöglichkeit direkt vor seinem Geschäft sind in den vergangenen Jahren viele Kunden ferngeblieben.
Bisweilen rettet der 87-Jährige seine Bilanz am Monatsende mit Geld aus seiner Rente. Haus und Laden sind sein Eigentum. Manchmal deckt der Umsatz kaum das Gehalt der einzigen Verkäuferin, dann stockt Lawaczeck auf. Doch unendlich lange wird er sein zuschussbedürftiges Geschäft nicht mehr führen können — und einen Nachfolger findet er nicht. Aber zumindest kann er sagen, dass es seinen Laden länger gab als die Filialen von Anton Schlecker.