Hüls bewacht seine Kirche
Hundert Ehrenamtler passen auf, dass in St. Cyriakus nichts gestohlen oder zerstört wird.
Hüls. Als von der Kanzel der neugotischen Kirche St. Cyriakus sechs geschnitzte Heiligenfiguren abmontiert worden sind, um auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, war es mit der unbefangenen Öffnung der Hülser Pfarrkirche außerhalb der Gottesdienste vorbei.
Auch die Idee, eine von außen zugängliche, zum Kirchenraum aber mit Gittern verschlossene Seitenkapelle zu öffnen, ging schief: Brennende Kerzen wurden von dort in den Kirchenraum geschleudert, Randalierer verrichteten ihre Notdurft. Die Lösung: Seit elf Jahren bilden hundert Freiwillige eine funktionierende Kirchenaufsicht.
Die Initiative dazu kam von Pfarrer Paul Jansen. Als er vor 17 Jahren nach Hüls kam, war er mit der überwiegend geschlossenen Kirche unzufrieden. Wie viele Pastöre stand er vor der Frage, die Kirche zu öffnen und das Risiko von Entweihung, Verschmutzung, Zerstörung und Diebstahl einzugehen oder das Gotteshaus abzuschotten. Er startete einen Aufruf an Vereine, die der Kirche nahestehen. Dieser fruchtete.
Immer mehr Hülser, meist ältere Leute, stellten sich stundenweise für die Kirchenaufsicht zur Verfügung. Die derzeitige Liste umfasst exakt hundert Namen. Heinz-Werner Hanrath, der zusammen mit Gottfried Loy die Monatspläne erstellt, teilt inzwischen auch Nicht-Hülser ein: "Zwei Frauen, eine aus Krefeld, eine aus Neukirchen-Vluyn, sind mit im Einsatz." Hanrath und Loy versuchen, die Zeiten gerecht zu verteilen. "Immer zwei teilen sich die Aufgabe, und das immer eine Stunde lang."
So ist die Hülser Hauptkirche im Sommer montags bis samstags von 15 bis 18 Uhr und im Winter von 15 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. An Weihnachten soll die Kirche wegen der sehenswerten Krippe auch an den Feiertagen offen sein.
Aus Kirchenaufsehern sind inzwischen Kirchenführer geworden. Lisbeth Füngerlings: "Besonders samstags kommen viele Spaziergänger vom Hülser Berg. Beim Bottermaat hatten wir ganze Heerscharen von auswärts." Schließlich hat St. Cyriakus Sehenswertes zu bieten: einen geschnitzten Hochaltar aus dem Jahr 1881, hohe Chorfenster aus der gleichen Zeit.
Aufseher Ulrich Gerhartz hat ein Fotobuch und Skizzen zusammengestellt, mit denen er Führungen illustrieren kann. Die Pfarre hat ein Faltblatt in acht Sprachen ausliegen. Die russische Version ist derzeit in Arbeit.
Die Kirchenöffnungen werden in Krefeld sehr unterschiedlich gehandhabt. Die Hauptpfarrkirche St. Dionysius hat seit anderthalb Jahren regelmäßige Öffnungszeiten. Karl-Heinz Hermanns von der Pfarre:
"Wir haben nicht so eine durchorganisierte Kirchenaufsicht wie Hüls, aber wir schaffen es, dass immer jemand da ist, wenn Gläubige beten wollen." Die Kirche St. Hubertus am Hohen Dyk hat 24 Stunden geöffnet. Die Gemeindeangehörigen schauen auch nachts vorbei.