Inrath: Kinderzeit steht in den Startlöchern
Elterninitiative will eine eigene Kindertagesstätte eröffnen. Ins Auge gefasst hat sie das Gelände am Girmesdyk 24.
Inrath. Anne Friede sitzt am Küchentisch in ihrer Wohnung, auf dem Schoß ihre kleine Tochter. Liebevoll streichelt sie dem Mädchen übers Haar. "45 Plätze soll es geben, 30 Anmeldungen haben wir schon", sagt sie. Anne Friede ist die Vorsitzende und eines der Gründungsmitglieder der Elterninitiative Kinderzeit. Schon seit 24 Jahren arbeitet sie als Erzieherin. Sie ist wild entschlossen, eine eigene Kindertagesstätte zu eröffnen.
Einen gesetzlich geregelten Betreuungsanspruch gebe es mittlerweile für Kinder von zwei bis sechs Jahren. "Aber was ist mit den ganz kleinen?", fragt sie. Anne Friede und ihr Mann haben drei Kinder. Den Engpass in der Betreuung für die ganz kleinen haben sie selbst erleben müssen. Private Einrichtungen seien einfach zu teuer.
Fast alles ist in trockenen Tüchern. Die Initiative ist als Trägerverein anerkannt, das Team steht soweit und die passenden Räumlichkeiten haben die Mitglieder auch schon im Auge. In einer ehemaligen Kindertagesstätte am Girmesdyk, die für den offenen Ganztag der Jahnschule genutzt wird, sollen schon im Sommer Kinder im Alter von vier Monaten bis sechs Jahren toben. "Zum 1. August wollen wir in die Räume, um dann zwei Wochen später eröffnen zu können. Das wird eine sportliche Aktion. Wir hoffen, bis spätestens 30. April eine Zusage zu bekommen", sagt sie. "Dann können wir die Möbel bestellen und loslegen."
Anne Fried
Das Gelände umfasst rund 1800 Quadratmeter. Es gibt eine Matschbahn, einen Bolzplatz, Sandkästen, Schaukeln und eine Rutsche. Die Räume sind groß und ebenerdig. "Das wäre ideal. Das Glück, soviel Platz zu haben, gibt es heute kaum noch", sagt Friede. Das Grundstück gehört der Paulusgemeinde, der Bau des Gebäudes wurde aus öffentlichen Mittel gefördert. Das heißt, es darf nicht vermietet werden. Die Elterninitiative steht noch in Verhandlungen mit der Gemeinde.
Die Kinderzeit wäre Nutzer mit Eigentümer-Pflichten, würde das Grundstück also mietfrei nutzen, wäre aber für die Instandhaltung verantwortlich. Hier wäre Elterninitiative gefragt: "Dann kann es gut sein, dass der Vater von Kind X mit dem Rasenmäher über das Gelände läuft oder Mutter von Kind Y die Nähwäsche mit nach Hause nimmt", sagt die Erzieherin. Dafür, dass die Eltern Mitglieder des Vereins sind, haben sie auch Stimmrecht und können die Arbeit mit den Kindern zu einem Teil mitgestalten. Sie wählen den Vorstand, der in ihrem Sinne entscheiden soll.
Das Erzieher-Team ist fast komplett. Lediglich eine Teilzeitkraft und eine Ergänzungskraft fehlen noch. "Wir sind ein gemischtes Team, aus jung und alt und männlichen und weiblichen Kräften", erzählt Friede. Wichtig ist ihr auch der wechselseitige Umgang mit dem anderen Geschlecht. "Zum Team gehören zum Beispiel auch drei Mütter. Die können die Belange von Eltern gut nachvollziehen." Auf Anne Friedes Wunschliste steht außerdem eine Köchin, die täglich frisches Essen zubereitet. "Egal wo, es wird in jedem Fall frisches Essen geben", sagt die dreifache Mutter.
Im Mittelpunkt des Programms stehen Sprache, Bewegung und Musik. "Wir nehmen in erster Linie jedes Kind so, wie es ist. Alle sollen die gleiche Chance bekommen. Wir wollen den Kindern Sicherheit und Rückhalt geben, sie aber auch experimentieren lassen." Bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter ist sie akribisch. "Ich schaue nach der Berufs- und Lebenserfahrung. Die Standfestigkeit ist sehr wichtig. Wenn mal etwas schief geht, sollte der Mitarbeiter nicht gleich aus der Fassung geraten."