Krefeld – Paradies für Spechte
Die „naturnahe Waldwirtschaft“ kommt den Höhlenbauern entgegen.
Krefeld-Hüls. Krefeld ist ein Paradies für Spechte - und damit auch für Fledermäuse, Eichhörnchen, Hornissen, Kleiber und Käfer und alle sonstigen "Nachmieter" in den Höhlen, die sich die Spechte in meist alte oder auch tote Bäume klopfen. Von den in Mitteleuropa verbreiteten zehn Spechtarten sind fünf in Krefeld heimisch.
"Das kann sich sehen lassen", findet Veronika Huisman-Fiegen vom Naturschutzbund (NABU), gelernte Schriftsetzerin und ehrenamtliche Landschaftswächterin des städtischen Fachbereichs Grünflächen. Neben den vor allem im Forst- und Stadtwald sowie am Hülser Berg gut verbreiteten Schwarz-, Grün-, Bunt- und Kleinspechten hat sich seit einigen Jahren auch der Mittelspecht in Krefeld seine Höhlen gebaut.
"Wahrscheinlich ist er aus dem Braunkohlengebiet hierher geflüchtet", vermutet die Landschaftswächterin, die sich seit 15 Jahren in der ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des NABU mit dem hämmernden Vogel beschäftigt.
In einer Aktion hat diese Gruppe 1009 Bäume mit Spechthöhlen nummeriert, damit sie bei Forstarbeiten stehen bleiben. "Der Specht räumt mit Insekten auf und schafft Lebensräume für andere, wenn er sich Jahr für Jahr eine neue Höhle baut", stellt Doris Törkel, die Fachbereichsleiterin Grünflächen, erfreut fest. "Mit der naturnahen Waldwirtschaft’ schaffen wir Lebensraum für Spechte", erläutert Stadtförster Arno Schönfeld-Simon. Krefeld hat übrigens als erste Großstadt dieses Bewirtschaftungssystem eingeführt. So stehen junge und alte, dünne und dicke Bäume auf einer gemischten Fläche.
Der Förster geht nach dem Prinzip vor, gut fünf Prozent "aus der Nutzung herauszunehmen": Wo alte Bäume nicht auf Wege zu stürzen drohen, werden sie möglichst stehen oder liegen gelassen, um unter anderem auch den Spechten zu dienen: "Tote Bäume sind ein Biotop."
Der Specht pickt sich Insekten, Eier und Larven aus der Rinde und hackt sich seine Höhlen da in den Baum, wo der eine Schwachstelle hat. Der Baum habe kein Problem damit, stellen die drei Fachleute fest.
Der Schwarzspecht schafft es, mehrere Höhlen übereinander anzulegen, dann sprechen die Ornithologe vom "Flötenbaum". Nach Süden weisende Höhlen werden übrigens bevorzugt, die meisten Nisthöhlen liegen in fünf bis sechs Metern Höhe, nur der Kleinspecht baut sie viel höher.
Die verschiedenen Specht-Arten arbeiten unterschiedlich: Der Mittelspecht stochert nur in der Rinde, der Grünspecht sucht sich Ameisen in der Wiese, die anderen hämmern bei der Nahrungssuche. Kopfschmerzen bekommen sie davon nicht. Veronika Huisman-Fiegen: "Die Spechte haben ein raffiniertes Federungssystem im Kopf, denn der Schnabel prallt ganz schön hart auf." Wenn das Hämmern heftiger wird, muss die Höhle fertig sein: Dann ist es nämlich das Balztrommeln.