Streit um den Grabschmuck auf dem Hülser Friedhof
Hans-Gerd Siempelkamp soll Kiesel von einem Urnengrab entfernen. Er kann das nicht nachvollziehen.
Krefeld. Meckern und Mosern ist Hans-Gerd Siempelkamps Sache nicht. Fast hat er ein schlechtes Gewissen, dass er sich mit seinem Anliegen an die WZ wendet. „Aber ich bin einfach verärgert“, sagt er. Den Ursprung hat sein Ärger auf dem Friedhof in Hüls, wo Siempelkamp das Urnengrab einer Freundin pflegt, die in diesem Jahr verstarb.
Auslöser ist ein Brief der Stadt, in dem es heißt, dass die Gestaltung eben dieses Urnengrabes nicht der Friedhofssatzung entspreche, „eine Grabstätte nicht mit Kies oder ähnlichem Material, Sand, Stein, Asche, Kunststoff sowie Graberde mit einem Torfanteil von mehr als einem Drittel abgedeckt werden darf“.
Dass Grabgestaltung Geschmackssache ist, weist auch Siempelkamp nicht von der Hand. Warum aber gerade er die weißen Kieselsteine, mit der er die noch nicht einmal einen Quadratmeter messende Fläche gestaltet hat, entfernen soll, kann er nicht nachvollziehen. Zumal die Stadt den Friedhof nicht aufs Beste pflege, noch nicht einmal Wege angelegt habe, damit Trauernde die Urnengräber erreichen können. „Wenn’s geregnet hat, kann ich nur in Stiefeln zum Grab gelangen“, macht er seinem Ärger Luft.
Tatsächlich ist der Weg über die Wiese vor allem für ältere Menschen beschwerlich. An vielen Stellen hat sich das Grün verabschiedet, der Boden ist matschig, in den Vertiefungen sammelt sich das Wasser. Im Sommer wuchere auf der Fläche das Unkraut, berichtet Siempelkamp. Gemäht werde nur sporadisch.
Den Mitarbeitern des Grünflächenamtes macht er deshalb keinen Vorwurf. Sie hätten schließlich genug zu tun. Ihn entrüstet vor diesem Hintergrund die „Verwaltungs-Willkür“ der Stadt. „Natürlich macht es keinen Sinn, einen drei Meter großen Grabstein auf ein Urnengrab zu stellen. Das verstehe ich“, sagt er. „Aber Trauernde sollten ein Grab individuell gestalten können. Gerade wenn es sich um solch’ eine kleine Fläche handelt.“ Außerdem habe sich die Friedhofskultur geändert, es gebe immer mehr Urnengräber. „Das sollte auch in der Satzung berücksichtigt werden“.
Siempelkamp hat deshalb einen Brief geschrieben — adressiert an die Stadt, in dem er den Fachbereich Grünflächen dazu auffordert „ernsthaft über die geforderte Änderung der Grabstätte nachzudenken.“
Viel verspricht er sich davon nicht. „Wenn ich nichts erreiche, werde ich die Kiesel entfernen“, ist er bereit einzulenken. Im Schreiben, in dem die Stadt ihn dazu auffordert die Kiesel zu entfernen, heißt es auch, dass man ihm gerne „Alternativen für eine pflegeleichte Grabgestaltung erläutert“. Vielleicht gilt das auch für die benachbarten Grabstätten. Denn Hans-Gerd Siempelkamps Grabgestaltung hat auf dem Hülser Friedhof bereits einige Nachahmer gefunden.