Wie ein männlicher Tante-Emma-Laden
85 Jahre ist Josef Lawaczeck alt — und noch immer steht er täglich in seinem Geschäft.
Krefeld-Hüls. Im Herzen von Hüls, auf der Konventstraße 10, betreibt Josef Lawaczeck seine gleichnamige Drogerie. Er ist 85 Jahre alt.
Kurz vor Kriegsende, im Jahre 1944, übernahm der gelernte Kaufmann von seiner Tante Elisabeth das im Jahre 1905 von seinem Großvater Josef gegründete Geschäft. Im etwa 50 Quadratmeter großen Verkaufsraum stehen noch die Regale aus dem Gründungsjahr. Natürlich leicht verändert, denn man ging ja mit der Zeit. Viele Mitmenschen können sich nicht mehr vorstellen, dass früher alles abgewogen und in Tüten, Flaschen und Kannen verpackt wurde.
Deshalb sind auch nur noch 40 Schubladen mit ihren emaillierten Aufschriften zu sehen. „Die anderen“, so Josef L., „habe ich ins Lager verfrachtet“. Bei einer kleinen Probe befanden sich in den Schubladen für Lindenblütentee und Hustenbonbons auch noch genau diese Waren. Der „antike“ Laden schräg gegenüber der Hülser Heimatstube wird vom Inhaber und seiner Verkäuferin Anneliese Schmitz liebevoll betreut.
Das wissen auch die Kunden zu schätzen. Eine Käuferin, die am Rande von Hüls wohnt: „Ich komme gern einmal in der Woche zur Drogerie Lawaczeck, hier wird man persönlich bedient und man bekommt Dinge, die man anderswo lange suchen muss.“ Auf die Frage, welche Dinge das denn wären, kam blitzschnell die Antwort: „Mäusefallen beispielsweise.“ Zur Zeit kauft man jedoch eher Sämereien oder den guten Bienenhonig vom Imker. Wer das Glück hat, zu einer vollen Stunde im Laden zu sein, wird von herrlichem Vogelgezwitscher begrüßt.
Die elektrische Vogeluhr erinnert an das Hobby Ornithologie, das der Chef bis zu seinem Achtzigsten mit Leidenschaft pflegte. Jetzt, wo die Kräfte doch etwas nachlassen, freut sich der alleinlebende Junggeselle eher auf einen ruhigen Feierabend.
Und obwohl sich die Bedingungen in der „Geiz-ist-geil-Welt“ sehr geändert haben, will der liebenswerte Senior seine Drogerie weiterführen.
„Der Kontakt mit den Menschen macht mir immer noch Freude und was soll ich denn sonst tun?“ Seine treuen Kunden hoffen, dass es diesen männlichen Tante-Emma-Laden noch lange gibt. Und deshalb kann man von neun bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr weiterhin hier einkaufen. Auch wenn man meinen könnte, der Laden wäre ein historisches Anhängsel der Heimatstuben.