Trinas - mit Porree gegen die Obrigkeit
An Altweiber stürmen neben den Möhnen die Trinas das Rathaus. Sie sind mit Breetlook bewaffnet.
Krefeld. Das waren noch Zeiten! Gottfried Andree, der Vorsitzende des Hülser Heimatvereins, erinnert sich: „In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts zogen am Altweibertag mehrere tausend Hölsche Trinas per Traktor, Moped, Fahrrad oder auf Rollschuhen und zu Fuß gen Krefeld, um die Nachbarn Mores zu lehren.“ An der Hülser Straße in Höhe des Birkschenwegs, wo sich früher die Tivoli-Brauerei befand, stießen die verkleideten Hülserinnen auf ihre Krefelder Widersacher.
Die Trinas hatten reichlich Breetlook (Porree) dabei und setzten diese Waffen tatkräftig ein. Die Bierspende der ehemaligen Traditionsbrauerei sorgte jedoch dafür, dass man nach dem „Gefecht“ friedlich beieinander blieb und dem Frohsinn Raum gab.
Schon im Mittelalter, so die Legende, hatte Breetlook den Hülsern geholfen, sich die Feinde vom Hals zu halten. Als mal wieder randalierende Reiterhorden den kleinen Ort angriffen, warfen die cleveren Hülser Breetlook auf die Straßen. Für Pferd und Reiter gab es dadurch kein Halten mehr, und die Bauern konnten mit Äxten, Stangen und Dreschflegeln die Angreifer in die Flucht schlagen.
Noch heute dient deshalb das schmackhafte Suppengemüse als handliche Waffe und Wurfgeschoss.
Die dem Brauchtum und dem Karneval verbundene Hülserin Maria Klinkenberg soll im Jahre 1934 die „Trina“ kreiert haben. Mit rotem Rock über einer weißen Spitzenhose, blauer Bluse, einem roten Kopftuch und in Holzschuhen ist sie aufgetreten. Damit war aus der Katharina eine Trina geworden, Vorbild für alle nachfolgenden Hülser Altweiber.
Der Höhepunkt des Hülser Karnevals findet traditionell am Veilchendienstag statt. Alle zwei Jahre zieht ein Karnevalszug durch den Ort, und der Tag wird Breetlooksdienstag genannt. „Helau“ hört man dann nicht, stattdessen ist „Breetlook“ in aller Munde — auch wenn die Trinagarde der „Stölle Jonges“ auftritt.
Am Altweibertag jedoch zieht immer noch ein Trüppchen Hülser Weiber nach Krefeld, um im Rathaus mit ihren Ebenbildern, den Möhnen, gegen die männliche Obrigkeit zu kämpfen.