St. Martin Kinderaugen belohnen Helfer
Doris Jäschke packt seit fast 30 Jahren Martinstüten für den Zug im Kliedbruch — gestern mit einem Dutzend Freiwilliger.
Krefeld. Wo sonst Trikots über den Kopf und Stutzen über die Schienbeinschoner gezogen werden, zählten am Montag ganz andere Handgriffe. Unter der Tribüne der Hubert-Houben-Kampfbahn bereiteten sich nicht Preussen-Fußballspieler vor, sondern ein Dutzend Helfer des Bürgervereins Kliedbruch vollbrachte sportliche Leistungen. In der Umkleidekabine der Heimmannschaft standen mit Papierdecken bezogene Biertische, unter der Tafel für die Spielaufstellung der Preussen stapeln sich die Apfelkisten eines Kempener Obsthofs. Daneben duften Clementinen, und überall verdecken Kartons voller Süßigkeiten die Wände.
Mittendrin steht Doris Jäschke. Die 75-Jährige packt seit 1986 Tüten für den Martinszug des Bürgervereins. Seit Jahren kümmert sich die Kliedbrucherin, deren Eltern Gründungsmitglieder des Vereins waren, darum, dass bei dieser Aktion alles rundläuft. „Man kann doch nicht umsonst leben. Man muss sich doch einbringen“, sagt sie.
Seit zig Jahren sind mit ihr immer wieder die gleichen Leute im Einsatz an den Packstationen. „Und mit so einer Freude und Begeisterung bei der Sache“, freut sich Doris Jäschke, „das ist ein eingespieltes Team, das läuft wie geschmiert.“ Spekulatius, Bonbons, Schokotaler, Nussriegel und andere Süßigkeiten wandern derart rasant in die mit einem Heiligen Martin bedruckten Papiertüten, dass es schon nach 15 Minuten „110 Tüten“ durch den kleinen Raum schallt. 630 Taschen sollen es werden, etwa zweieinhalb Stunden wird das dauern. Als letzter Akt wird am Dienstagmorgen in jede noch ein frischer Weckmann gepackt.
Auch Jäschkes Enkel Sebastian (9) flitzt mit den vollen Beuteln vom Packtisch seiner Oma in die Mannschaftsdusche nebenan. Hier steht schon nach einer halben Stunde der ganze Boden voll.
Die Füllung, zu der auch fair gehandelte Bio-Martinsriegel gehören, ist jedes Jahr im Schnitt zehn Euro wert. Von dem Geld, das der Bürgerverein im Vorfeld im Stadtteil gesammelt hat, werden die 21 Musiker, die Versicherung, das Pferd, die Gänse für den Gänsewagen, die Beschallungsanlage, die Platzmiete und die nötige Versicherung bezahlt. Dann eben noch die Tüten. Und am Ende bleibt meist noch eine Summe übrig, die gespendet werden kann.
Der Lohn für die Helfer sind die strahlenden Kinderaugen am Dienstag beim Martinszug, der um 17 Uhr am Platz am Josef-Brocker-Dyk startet.