Kliedbruch: Anlieger kämpfen gegen Neubau
Ein Investor will am Immenhofweg ein Mehrfamilienhaus bauen.
Krefeld. Die Siedlung Immenhofweg ist ein typisches Gewächs der 60er und 70er Jahre. Die Einfamilienhäuser sind eingeschossig und tragen Satteldächer, in zweiter Reihe stehen Bungalows, die Gärten sind ausladend. Doch das könnte sich bald ändern, befürchten Anlieger.
Auf einem freigewordenen Grundstück plant eine Krefelder Immobilienfirma auf einer Fläche von 27 mal 15 Metern den Bau eines Mehrfamilienhauses mit vier Wohnungen, Staffelgeschoss und eigener Tiefgarage. „Solch ein wuchtiger Baukörper wäre in dieser Gegen vorbildlos“, erklärt Klaus Wollny, Sprecher der Anlieger. Die Nachbarn seien irritiert über „die Maßlosigkeit des Baus“ und fürchteten, dass damit der Weg freiemacht werde für noch größere Mehrfamilienhäuser in der Wohnsiedlung.
Im ursprünglichen Bebauungsplan habe es noch geheißen, dass die Grundfläche eines Neubaus nicht mehr als rund 20 Prozent des Grundstücks einnehmen darf. „Diese Grundfläche überschreitet das geplante Mehrfamilienhaus deutlich. Außerdem war für die Winkelhäuser nördlich der Grünverbindung zwischen Moerser Straße und Dahlerdyk, wozu das besagte Mehrfamilienhaus gehört, eine flache Bauweise vorgesehen“, erklärt Wollny. Durch das Staffelgeschoss sei das beim Neubau nicht gegeben. Zwar sei der Bebauungsplan in den 70er Jahren überarbeitet worden und lasse einen Bau wie den des Krefelder Investors in Ausnahmefällen zu.
„Dies ändert aber nichts an dem ursprünglichen Willen des Plangebers zur Gestaltung des Wohngebietes“, findet Wollny, der den Eindruck hat, dass für die Stadt nur die Wünsche des Investors zählen. Zumal Privatleute, die in dem Gebiet in den vergangenen Jahren investiert hätten, von der Bauaufsicht strenger beäugt worden seien.
Zu diesen Nachbarn zählt Wolfgang Franken. Vor rund fünf Jahren hat er am Immenhofweg sein Eigenheim errichtet. Damals habe er mehrfach umplanen müssen, weil das Vorhaben nicht der ersten Version des Bebauungsplans entsprochen habe, berichtet er. „Da wird mit zweierlei Maß gemessen“, ist seine Einschätzung.
„Unklar ist zudem, wie die Autos zur Tiefgarage, die für etwa sieben Wagen ausgelegt ist, gelangen sollen“, fügt Anwohnerin Ingrid Schädler hinzu, die seit 40 Jahren am Immenhofweg lebt. „Der Stichweg, der zur Garage führt, ist so schmal, dass immer nur ein Auto hindurchpasst“, sagt sie.
Im Namen der Anwohner hat Klaus Wollny die Bauaufsicht angeschrieben, mit der Bitte, die Nachbarn am Genehmigungsverfahren zu beteiligen. Doch die lehnte ab, verwies auf die Möglichkeit „gegen den Bescheide zu klagen“ wenn die Genehmigung vorliege.
Und das könnte bald der Fall sein, vermutet Walter Fassbender (CDU), der in der Bezirksvertretung Nord sitzt. „Wir wollen das Thema als separaten Tagesordnungspunkt in die Sitzung im Juni aufnehmen, haben aber die Befürchtung, dass die Baugenehmigung bis dahin erteilt wird“, sagt Fassbender, der sich wie der Bürgerverein Kliedbruch auf die Seite der Anlieger schlägt: „Die Stadtverwaltung hat hier nicht die Interessen eines Investors zu vertreten.“
Die Verwaltung selbst geht von der „Erteilung einer Baugenehmigung innerhalb der nächsten zwei Wochen aus“, heißt es aus dem Presseamt. Bedenken gibt es nicht, da „das Bauvolumen eingehalten wird“ und „die Neigung der Tiefgaragenrampe den Vorgaben der Garagenbauverordnung entspricht.“ Eine rechtliche Grundlage, den Stichweg zu verbreitern, gebe es nicht.
Wollny und die anderen Anwohner beruhigt diese Auskunft nicht: „Wir freuen uns über neue Nachbarn — aber diese massive Verdichtung ist zu viel.“