Kloster-Erhalt unwahrscheinlich
Ein Gutachten zum Artenschutz steht noch aus, bevor der Abriss beginnen könnte. Danach will Siempelkamp die Details für den Bau eines Tagungszentrums planen.
Krefeld. Leben seltene Fledermausarten oder andere schützenswerte Tiere im ehemaligen Kapuzinerkloster und im überwucherten früheren Garten, der vom Kreuzgang umgeben ist? Diese Frage wird seit diesem Monat geprüft. Das Artenschutzgutachten sei die Voraussetzung für Siempelkamp, weitere Schritte für den möglichen Abriss des Klosters beziehungsweise für den Neubau zu gehen, sagte gestern Unternehmens-Vertreter Fred Holmer in der Sitzung der Bezirksvertretung Nord. Ein Abriss könne voraussichtlich erst ab Oktober laufen. Ob Teile oder die kompletten Gebäude, die direkt an die Grabeskirche St. Elisabeth von Thüringen angrenzen, abgerissen würden, sei noch nicht klar, so Holmer. Die Gespräche mit der Gemeinde „Heiligste Dreifaltigkeit“, zu der St. Elisabeth gehört, liefen derzeit weiter. Die Kirchenvertreter seien mit dem Bistum Aachen im Gespräch.
Wie die WZ bereits berichtete, gibt es Interesse auf Seiten der Gemeinde, die 2008 an Siempelkamp verkaufte Fläche und die Gebäude zurückzukaufen. Ob die Finanzierung durch weitere Urnengrabstätten auf diesem Areal möglich gemacht werden könnte, ist noch offen. Holmer ließ jedoch durchblicken, dass für das Bistum Aachen nicht der Erhalt des „ehrwürdigen Kreuzgangs“ entscheidend sei. „Das Bistum tendiert eher dazu, bitte macht das Ding weg und guckt, dass das wirtschaftlich läuft, macht einen Businessplan“, fasste er den Tenor aus den gemeinsamen Gesprächen, an denen Vertreter von Siempelkamp und der Gemeinde teilnahmen, zusammen.
Der Vorsitzende des Bürgervereins Inrath, Rolf Hirschegger, machte in einer Stellungnahme zum Thema noch einmal deutlich, dass man die Entwicklung, die das Kloster in den vergangenen Jahren genommen habe, und die Tatsache, dass Siempelkamp nicht, wie ursprünglich geplant, das Kloster als Tagungszentrum nutzen will, bedaure. Dass die Gemeinde und die Inrather akzeptierten, dass es keinen Denkmalschutz für das Kloster gab und gibt, könne er nicht verstehen. Auch die Entscheidung der zuständigen Behörde gegen einen entsprechenden Schutz, weil der Bau wegen der großen Kriegsschäden im Wesentlichen neu sei, kritisierte er. In vergleichbaren Fällen in anderen Städten sei nicht nur die Bausubstanz, sondern auch die Bedeutung solcher Kirchenbauten für einen Denkmalschutz als ausreichend eingeschätzt worden.
Hirschegger betonte die geschichtliche Bedeutung des Klosters für das Inrath. „Wir haben als Bürgerverein aber wahrgenommen, dass es außer vom Bürgerverein Inrath keine Reaktionen zum geplanten Abriss gibt.“ Der Bürgerverein habe keine abschließende Position, auch weil er eine Stellungnahme der Gemeinde und des Inrath vermisse. So oder so glaube er aber wohl auch, dass „das Gebäude mittlerweile von Schimmel und Schwamm durchsetzt ist“. Wolfgang Feld von der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung bezeichnete es als „mehr als bedauerlich, dass das einzige identitätsstiftende Merkmal am Inrath verloren geht“. Es sei „traurig, dass sich die Gemeinde über Jahre nicht gekümmert habe, aber jetzt, wo Geld damit verbunden ist, doch wieder“.
Die Ankündigung Holmers, dass die Räume im Siempelkamp-Tagungszentrum womöglich auch für ausgewählte andere Nutzungen wie zum Beispiel Gemeindeveranstaltungen, Hochzeiten oder Sitzungen des Bürgervereins geöffnet würden, fand Feld begrüßenswert. Ein Saal in dieser Größe fehle im Nordbezirk. Obwohl es noch keine Detailplanungen gebe, wie Holmer ausführte, sollen in diesem Saal 200 Menschen an Tischen Platz finden. Siempelkamp plane Hausmessen, Kundentagungen und Schulungen. Außer einem Foyer soll es eine überdachte Terrasse geben. Genauer geplant werde aber erst, wenn die Abrissfrage geklärt sei. Der bisherige Entwurf eines Architekten sei „nichts anderes als eine Idee, die Überlegungen laufen noch“, eine Detailliste zum Beispiel zu Farbe und Form müsse noch erstellt werden. Zu Kritik an der Informationspolitik Siempelkamps sagte Holmer: „So etwas ist immer ein Prozess, es gibt eine Abstimmungsphase und dann irgendwann eine Entscheidung. Solange „das Für und Wider noch abgewogen wird“, gebe es noch keine Informationen für die Öffentlichkeit.
Hirschegger hatte dargestellt, wie dem Bürgerverein über Jahre versichert worden war, das Kloster solle für den Schulungsbedarf umgebaut werden. „Es wurde seit 2012 der Eindruck erweckt, das sei eine sichere Sache und man sei auf einem guten Weg.“ 2015 habe es vom Sprecher der Geschäftsführung, Hans W. Fechner, geheißen, der Umbau sei nicht mehr vorgesehen, da das Unternehmen das Geld brauche, um sich global auszurichten. Noch im Oktober 2016 habe Holmer im Bürgerverein auf Nachfrage keine Neuigkeiten gehabt. Umso überraschender sei die Ankündigung für einen Neubau im Frühjahr gewesen.