Kliedbruch St. Martin sammelt Pferdeäpfel ein

Der Kliedbrucher Werner Bissels sorgt mit Rolltonne, Schaufel und Besen für eine saubere Nachbarschaft.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Als St. Martin, den er einmal im Jahr im Kliedbrucher Zug gibt, kennt Werner Bissels sich mit guten Taten aus. Doch was das Thema Teilen angeht, würden wahrscheinlich nicht viele seiner Mitmenschen ihm bei seiner neuesten Aufgabe helfen wollen.

Denn der 66-Jährige ist auf einer ungewöhnlichen Mission, die durchaus ihre müffeligen Seiten hat. Der Anwohner des Hökendyk sammelt seit neuestem Pferdeäpfel auf. Den Blick auf den Boden gerichtet, geht es auf einem Kilometer den Hökendyk entlang.

Denn dort, wo in einem Umkreis von etwa einem Kilometer gleich vier Reiterhöfe in unmittelbarer Nähe sind, sind es ausnahmsweise nicht die üblichen Hundehaufen, die den Nachbarn stinken, sondern auch einmal die Hinterlassenschaften der Huftiere. Die meisten Reiter sind selbstverständlich in Wald und Wiesen unterwegs.

„Aber wenn Tiere krank sind, dann werden sie nicht geritten, sondern in der Nähe ausgeführt, nicht durch den Matsch“, erzählt der gebürtige Verberger, der seit seiner Hochzeit vor 42 Jahren im Kliedbruch wohnt. Und selbstverständlich könne jemand, der ein Tier am Zügel habe, nicht auch noch mit einer Schaufel hantieren.

Darum hat sich Bissels, der auf dem Reiterhof seines Schwagers am Hökendyk wohnt, jetzt zur Aufgabe gemacht, die Pferdeäpfel einzusammeln.

Schon häufig war er in der Vergangenheit auf der Strecke unterwegs, um zwischen Breiten Dyk und Winnertzweg alles vom Schokoriegelpapier über Papiertaschentücher bis zu Getränkeflaschen und -büchsen einzusammeln. Alle zwei bis drei Monate drehte der Rentner seine Runden. „Hier kommen unter anderem viele Besucher des Eisstadions lang“, sagt Bissels aus Erfahrung, „und da bleibt auch viel Müll liegen.“

Bei seinen früheren Touren fand er außerdem zum Beispiel diverse Radkappen, eine alte Reisetasche oder auch einmal einen Anorak. „Es ist schon verwunderlich, was alles so am Wegesrand und in Gebüschen liegt“, sagt Bissels.

Bei seiner ersten Pferdeäpfel-Sammeltour machte sich Bissels Anfang des Jahres mit rollender Mülltonne, Schaufel und Handschuhen auf den Weg. Zwei Stunden war er unterwegs. Die 150-Liter-Tonne bekam er ganz voll. „Das hatte ich so nicht erwartet“, sagt der ehemalige Logistiker, der seit 1988 den Heiligen Martin im Kliedbruch spielt und dessen Sohn Steffen mittlerweile als Alter Mann dabei ist.

Die Nachbarn hat’s gefreut: Außer dem einen oder anderen Plausch, der ihm eine kleine Pause vom Bücken und Schaufeln brachte, gab es auch mal ein Dankeschön. Jetzt will sich Bissels wieder seine Müllmann-Ausstattung schnappen und die nächste Runde drehen — immer mit dem Blick auf dem Boden.