Beim WZ-Mobil zum Schützenfest: „Eine Nummer zu groß“

Am WZ-Mobil wurde über den Stadtgarten als Austragungsort für das Schützenfest diskutiert.

Krefeld-West. Der Stadtgarten als Veranstaltungsort für das Stadtschützenfest? Wenn es nach dem Bürgerverein West und den Stadtgarten-Freunden geht, gibt es für diesen Vorstoß der Schützen ein klares Nein. Die Meinungen einiger Anwohner sind aber durchaus geteilt, wie sich am WZ-Mobil zeigte.

"Das ist eine einzige Farce", beklagt sich Manfred Altmann. Der 69-Jährige hat an sich nichts gegen große Festveranstaltungen, im Gegenteil. "Aber bei einem Aufmarsch wird doch der komplette Rasen demoliert. Und wer soll das dann bezahlen?" Eine Alternative sieht Altmann in der Nutzung des Kaiser-Wilhelm-Platzes. "Der würde sich ideal für so eine Großveranstaltung anbieten".

Jaclyn Trail wohnt derzeit als Au-Pair-Mädchen in Krefeld und geht öfter mit Kindern im Stadtgarten spazieren, Schützenfeste kennt die US-Amerikanerin aus ihrer Heimat Charlotte nicht. "Aber für große Events gibt es in Krefeld doch sicher bessere Plätze", glaubt Trail.

Heftige Gegenwehr kommt auch von dem 75-jährigen Hans Erkens. "Wir vom Bürgerverein wurden zu den Sitzungen der Schützen und des Oberbürgermeisters gar nicht erst eingeladen. Unsere Meinung interessiert anscheinend niemanden." Drei Gründe sprechen für Erkens gegen die Festlichkeit im Stadtgarten. "Ein Friedhof ist kein Ort für solche Feierlichkeiten, dann gibt es hier auch rein gar keine Parkmöglichkeiten, und drittens wird durch einen Aufbau des Zeltes die Anlage erheblich in Mitleidenschaft gezogen."

Sein Bürgervereinskollege Wolfgang Plathen betont: "Wir haben nie grünes Licht gegeben, wie es dargestellt wurde." Er ist sauer, dass der Bürgerverein erst aus der Presse von den Plänen erfahren habe.

Der zweite Vorsitzende Robert Kleinheyer spricht sich zwar dafür aus, dass der Park reaktiviert wird. "Deshalb engagieren wir uns für kleinere Veranstaltungen wie das Osterreiersuchen. Ein großes Schützenfest, das passt aber nicht. Es gibt so viele geeignetere Orte." Ihn wundert es, dass die Schützen ausgerechnet auf den Stadtgarten als Austragungsort gekommen sind: "Im ganzen Bezirk gibt es doch gar keine Schützenvereine."

Großer Widerspruch kommt auch von Wolfgang Schmölders. "Für die Stadt ist das Stadtschützenfest wunderbar, für den Stadtgarten ist es Gift." Der 65-Jährige hat damals die Stadtgarten-Initiative gegründet, die sich seit 2009 Stadtgarten-Freunde nennt. "Die Schützen wissen wohl nichts von dieser Initiative. Dabei würden sie doch nur an Anerkennung gewinnen, wenn sie versuchen würden, uns Anwohner zu verstehen."

Schmölders versteht die andauernden Machtspiele einfach nicht. "Dann können wir ja auch gleich den Trödelmarkt hierhin holen", beschwert er sich lautstark. "Der Stadtgarten bietet doch auch gar nicht die richtige Atmosphäre für so etwas. Die sensible Struktur des Rasens ist doch gar nicht mit solch einer Großveranstaltung vereinbar. Der Park verkommt sowieso schon, durch so ein Fest wird dieser Prozess nur noch beschleunigt." Letztendlich hat Schmölders die Hoffnung aber schon aufgegeben. "Verhindern können wir sowieso nichts."

Per E-Mail hat sich Hilde Gumnior-Schwelm zu Wort gemeldet. Ihr Fazit: "Bitte kein Schützenfest im Stadtgarten." Sie schreibt: "Gerade rückt der aus dem Dornröschenschlaf durch die Stadtgarten-Freunde erweckte Paradiesgarten wieder etwas in den Mittelpunkt, wird ihm Profanes aufgedrückt." Sie will Fotos vor und nach dem Schützenfest machen. "Dann wird man sehen."

Trotz harscher Kritik gibt es auch positive Stimmen. Marcus Bartsch, Vorsitzender des Bürgervereins Forstwald glaubt, dass es gelingen könnte, wenn die Verantwortlichen im Vorfeld einen genau Ablaufplan erhielten und auf das Event gut vorbereitet werden. "Irgendwo muss es ja stattfinden", sagt der 56-Jährige. "Diese prinzipielle Gegnerschaft kann ich einfach nicht nachvollziehen."

Eher positiv sieht auch Anwohnerin Ursula Reed die Idee. "Dann passiert hier doch endlich mal etwas und es kommt wieder Leben hierhin." Früher hätte es jeden Sonntag Konzerte im Stadtgarten gegeben. "Jetzt fehlt hier die Unterhaltung." Das Argument, dass dort früher ein Friedhof lag, lässt sie nicht gelten. "Das ist doch schon so lange her."

Prinzipiell spricht auch für die 32-jährige Julia Stricker nichts gegen einen Aufmarsch der Schützen im Stadtgarten. "Ich finde das gut, wenn der Stadtgarten so auch mal mehr in die Öffentlichkeit gelangt und genutzt wird. Ich hätte nichts dagegen." Allerdings weiß die junge Mutter auch, dass alles gut durch organisiert sein muss. "Ich kann mir auch ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, wie das genau funktionieren soll. Vielleicht ist so etwas dann doch eine Nummer zu groß."