Heimatforscher: Geschichte ist seine Leidenschaft

Helmut Sallmann ist gerade 75 Jahre alt geworden. Die Vergangenheit ist für ihn ein Halbtagsjob.

Krefeld. Eine Leidenschaft für Geschichte hatte Helmut Sallmann schon in jungen Jahren: „Geschichte war immer mein Thema“, sagt er. Bei ersten Reisen, die er in den Nachkriegsjahren mit den Pfadfindern auch nach England unternahm, machte er sich mit der Historie des Gastlandes vertraut. Auch die Vergangenheit des Rheinlands interessierte den gebürtigen Krefelder früh. Er unternahm Fahrten nach Köln, um mehr über die Römerzeit und die Denkmäler der Domstadt zu erfahren. „Das hat dazu beigetragen, mein Geschichtsbewusstsein zu stärken“, sagt er.

Doch beruflich sollte es für Sallmann in keine dieser Richtungen gehen. Er studierte Maschinenbau an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Der Geschichte widmete er sich in seiner Freizeit. Das sollte auch seine Ehefrau Ursula bald merken. „Seit der Hochzeit“, erklärt er, „sind wir in Orte gefahren, die was Historisches zu bieten hatten.“

Für das Ehepaar bedeutete dies nach der Wende die Entdeckung der neuen Bundesländer. Sallmann zog es zunächst nach Mecklenburg-Vorpommern, weil er 1943 als Fünfjähriger dorthin evakuiert worden war und zwei Jahre dort lebte. Um sich in die ihm unbekannten geschichts-trächtigen neuen Bundesländer einzuarbeiten, reisten er und seine Frau mehrfach gen Osten. Andere Fahrten gingen nach Süden auf Spurensuche nach der römischen Vergangenheit in der Provence oder in Neapel. Von allen Reisen bringt Sallmann Karten und Reiseführer mit, sofern er dies nicht schon bei seiner Vorbereitung zusammengetragen hat oder schon einmal rein vorsorglich Interessantes archiviert hat.

„Kartonweise habe ich Mäppchen. Wenn ich irgendwohin fahre, hab’ ich schon was.“ So ist sein Arbeitszimmer auch eine kleine Ausgabe einer Bibliothek und eines Archivs. Eine größere Abteilung in diesem Privatarchiv machen die Veröffentlichungen und Materialien zur Geschichte des Forstwalds aus. 2002 fing sein Engagement für die Landwehr am Forstwald, die ungewöhnlich gut erhaltenen Grenzanlagen aus dem Mittelalter, an.

Sein Einsatz für die Erhaltung der Landwehr füllt ganze Aktenordner an Korrespondenz. Er bietet Führungen an, hat das Buch „Krefeld — Forstwald. Geschichte und Gegenwart. Chronik eines Stadtteils mit ungewöhnlicher Biografie.“ herausgegeben und setzt sich immer wieder für die Erhaltung der historischen Grenzen ein. Besonders freut es ihn, wenn Kinder die Heimatkunde für sich entdecken. So erzählt er von einem zehnjährigen Jungen, der nach einer Führung mit der Schule vierzehn Tage lang Bilder vom Forstwald gemalt hat. Über solche künstlerische Fanpost freut sich Sallmann besonders.

Mit seinem Halbtagsjob als Kulturlandschafts-Forscher hat er einen ausgefüllten Ruhestand. Trotzdem bleibt ihm noch Zeit für Wanderungen und Ausflüge am Niederrhein mit seiner Frau.