Forstwald Hitzige Diskussion über Unterkunft

Bürger aus Forstwald können nicht verstehen, warum ihr Stadtteil für die Notunterkunft von bis zu 1000 Flüchtlingen ausgewählt wurde.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Was wir hier bauen, wird auf keinen Fall ein Gefängnis sein.“ Als die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Anne Lütkes diesen Satz am Montagabend sagt, hat das Pädagogische Zentrum des Gymnasiums Horkesgath schon eineinhalb Stunden hitziger Auseinandersetzungen erlebt. Die geplante Notunterkunft für Flüchtlingen auf dem Gelände der ehemaligen britischen Kaserne im Forstwald macht den Menschen, die dort wohnen, Angst. Sie können nicht verstehen, dass ausgerechnet ihr Forstwald für das Projekt ausgewählt wurde.

Gut gewählt ist allerdings der Ort der Informationsveranstaltung: Fast bis auf den letzten Platz ist das große Forum besetzt, auf dem Parkplatz müssen die Linienbusse Slalom fahren. Die Krefelder Bürger, die aus dem Forstwald angereist sind, haben vor allem Fragen: Kommen wirklich bis zu 1000 Menschen? Wie soll der zusätzliche Verkehr bewältigt werden? Vor allem: Wie will man die Menschen beschäftigen? Wie kann unsere Sicherheit garantiert werden? Fragen, die die Regierungspräsidentin nicht zur Zufriedenheit aller beantworten kann.

Wie denn auch? Das Vorhaben geht, wie Ina Bartmann, Projektleiterin der Bezirksregierung betont, gerade in die „heiße Phase“. Wie die Leichtbauhallen für die Unterbringen und Versorgung der Menschen aussehen werden, ist klar. Vieles ist jedoch noch im Planungsstadium. So läuft gerade die Ausschreibung für die Sicherheitskräfte, die im Bereich der Notunterkunft eingesetzt werden. Mit der örtlichen Polizei sind die Düsseldorfer Regierungsbeamten im Gespräch über Sicherheitsfragen (Lütkes: „Dazu werden wir uns öffentlich nicht konkret äußern.“) und die Verkehrsanbindung. Das Gelände wird von Bussen angefahren, mit denen die Flüchtlinge transportiert werden, Catering-Fahrzeuge werden die Straßen befahren, die sonst nur von Anwohnern und Ausflüglern genutzt werden. Der Stockweg sei in einem solch schlechten Zustand, dass er kaum noch befahrbar sei, meint jedoch ein Anwohner.

Immer wieder werden die Erläuterungen der Experten von Zwischenrufen unterbrochen: „Werden Sie doch endlich konkreter.“ Und wenn Frank Lüttges von den Krefelder Maltesern, die für die Unterkunft zuständig sein werden, konkret wird, reicht das auch nicht allen, denn das, was die Menschen hier im Gymnasium Horkesgath wirklich hören wollen, kann keiner versprechen: Absolute Sicherheit.

Stellt ein Bürger die Frage, wann denn „dieser Alptraum“ vorbei sei, wirft der nächste ihm vor, dass er die Flüchtlinge unter Generalverdacht stelle. Oberbürgermeister Frank Meyer spricht das aus, was viele erwarten: „Der Dialog mit den betroffenen Bürgern ist unabdingbar.“ Obwohl die Unterkunft ein Projekt des Landes sei, werde auch die Stadt alles tun, „damit das gut funktioniert“. Ähnlich äußert sich auch der Bürgermeister von Tönisvorst, Thomas Goßen, der bekannte, dass er sich die Unterkunft im Forstwald nicht gewünscht habe, aber bereit sei, an vernünftigen Lösungen mitzuarbeiten: „Es wird nicht jeden Tag die Sonne scheinen, aber wir müssen auf die Menschen zugehen.“