Serie: Schöne Grüße aus Krefeld „Wohlstand und Glückseligkeit“

Stadtteile · Für die Serie „Schöne Grüße in Krefeld“ hat Autor Werner Dohmen alte Postkarten mit aktuellen Ansichten aus dem Stadtgebiet verglichen.

Der Blick geht vom Ostwall über die Rheinstraße in Richtung Dionysiuskirche. Verkehr herrscht kaum – doch die Straßenbahnschienen gibt es bereits.

Foto: NN

. Wann genau die erste Ansichtskarte gedruckt wurde, ist nicht bekannt. Klar ist aber: Mit der zunehmenden Reiselust im 19. Jahrhundert kam allmählich die Mode auf, ein Bild des jeweiligen Reiseziels mit einigen wenigen Zeilen zu verschicken. Diese mussten anfangs auf das Foto geschrieben werden, denn auf der Rückseite war kein Platz für Text, sondern nur eine Adressseite.

Der ganz große Durchbruch der Ansichtskarte erfolgte allerdings erst um das Jahr 1900 herum. Zu dieser Zeit galt Krefeld als reichste Stadt im Deutschen Reich – was dem heutigen Stadtbild an vielen Stellen nicht mehr anzusehen ist. Zu groß waren die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, zu rasch erfolgte in den 1950er Jahren vielfach der Wiederaufbau. Schönheitspreise wollten mit den neuen Gebäuden nur wenige gewinnen. Die historischen Ansichtskarten aus der Zeit vor dem Krieg haben aber das einst prachtvolle Gesicht von Krefeld konserviert. Bis heute geben die Blicke auf Rheinstraße und Ostwall, auf Bismarckplatz und den Bahnhof in Oppum, auf Neumarkt und Husarenkaserne den Eindruck wieder, den der berühmte Schriftsteller und Verleger Joachim Heinrich Campe schon 1789 bei einem Besuch Krefelds in einem Brief festhielt: „Überall Wohlstand und bürgerliche Glückseligkeit.“

Der Blick in Richtung Dionysiuskirche mehr als 100 Jahre später. Mittlerweile stehen Bäume an der Rheinstraße.

Foto: Andreas Bischof

Wir haben den Vergleich gemacht: Auf der einen Seite zeigen wir die Ansichten aus der „guten alten Zeit“ – auf der anderen Seite das gleiche Motiv aus dem heutigen Blickwinkel. Manche  Krefelder Ecken erkennt man dabei kaum wieder – andere sehen fast unverändert aus.

Hinter den Bäumen auf dem Ostwall ist die ehemalige Hauptpost kaum zu erkennen – und die Kuppel ist leider verloren gegangen.

Foto: Andreas Bischof

Ürigens: Trotz Smartphone und Whatsapp schicken viele Sommerurlauber immer noch gerne Grüße auf dem klassischen Weg in die Heimat. In einer Umfrage des Marktforschungs-Instituts Bitkom Research gaben im Vorjahr  55 Prozent der Befragten an, Urlaubsgrüße noch per Postkarte zu versenden. Die kann man ja auch so schön an den Kühlschrank oder das Pinnbrett hängen.